Papier: 3.4 Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung

Originalversion

1 3.4 Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung
2
3 Die ITK-Branche wie auch die Anwender von ITK-Systemen auf
4 Unternehmensseite sind angewiesen auf Spezialisten, die mit
5 dem hohen Innovationstempo von Technologien und Produkten
6 Schritt halten können – sei es als kreative Gestalter und
7 Entwickler oder als qualifizierte Nutzer. Informations- und
8 Kommunikationstechnologien sind als eigenständige Branche
9 noch sehr jung. In den zurück liegenden zwanzig Jahren hat
10 dieser Bereich eine markante Entwicklung durchlaufen, die
11 mit dem Schlagwort der „Professionalisierung“ zumindest
12 ansatzhaft charakterisiert werden kann. Über die zurück
13 liegende Dekade hinweg lässt sich dieser Prozess vor allem
14 durch den Bedeutungsverlust von Quereinsteigern (auch mit
15 akademischem, jedoch nicht ITK-spezifischem Hintergrund) und
16 dem Zuwachs an einschlägig qualifizierten Spezialisten
17 belegen sowie durch den Trend zur Tertiarisierung. Letzterer
18 lässt sich allerdings nicht nur auf einen höheren
19 ‚Reifegrad‘ der Branche, sondern auch auf
20 Strukturveränderungen der ITK-Branche in Deutschland
21 zurückführen. Da die Produktion von ITK-Hardware und
22 –Infrastruktur weitgehend aus Deutschland abgewandert ist,
23 spielt der klassische Fertigungsbereich mit derzeit nur noch
24 70.000 Beschäftigten eine untergeordnete Rolle. Dominierend
25 ist der beratungsintensive Bereich von Software und
26 Services, der seit jeher stärker auf die Verbindung von
27 technologischem Know how mit betriebswirtschaftlichen
28 Kompetenzen ausgerichtet ist. Während Quereinsteigern in
29 diesem Umfeld nur noch geringe Chancen eingeräumt werden,
30 haben sich eine branchen¬spezi¬fische, flexible berufliche
31 Erstausbildung, die durch vielfältige
32 Weiterbildungsmöglichkeiten ergänzt wird, sowie ein
33 differenziertes Angebot an ITK- bzw. ITK-relevanten
34 Studiengängen etabliert. Beides, Ausbildung und Hochschule,
35 soll nachfolgend kurz dargestellt werden. Weitere
36 Qualifikationswege (Techniker im ITK-Bereich, Ausbildung an
37 Berufsfachschulen oder Beruflichen Gymnasien, Staatlich
38 geprüfte Informatik-Assistenten etc.) werden lediglich
39 gestreift.
40
41 1. Duale Ausbildung in den IT- und Medienberufen
42 Die IT- und Medienberufe haben sich seit ihrer Einführung in
43 der zweiten Hälfte der 1990er Jahre als wichtiger Pfeiler in
44 der Nachwuchskräftesicherung für den ITK-Bereich etabliert.
45 Bis zu diesem Zeitpunkt konnten vor allem
46 Hardware-orientierte Unternehmen auf dual ausgebildete
47 Fachkräfte aus dem Maschinenbau oder der Elektrotechnik
48 zurückgreifen. Software-Unternehmen stand die Ausbildung zum
49 Mathematisch-Technischen Assistenten zur Verfügung, um
50 eigene Fachkräfte auszubilden. Diese Möglichkeit wurde
51 jedoch nur in sehr geringem Umfang wahrgenommen, sodass sich
52 einerseits das Image der ITK-Branche als ‚Akademikerbranche‘
53 etablierte, andererseits der steigende Fachkräftebedarf
54 durch Quereinsteiger (mit oder ohne fachfremde
55 Hochschulausbildung) gedeckt.
56 Mit der Etablierung der sog. „Neuen IT-Berufe“ [FN:
57 Verordnung über die Ausbildung im Bereich der Informations-
58 und Kommunikationstechnik, BGBl I v. 10.07.1997, S.
59 1741-1799.]
60  Fachinformatiker / Fachinformatikerinnen (mit den
61 Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Systemintegration)
62  IT-Systemelektroniker / IT-Systemelektronikerinnen
63  IT-Systemkaufleute
64  Informatik-Kaufleute
65 wurde eine neue Berufsfamilie geschaffen, die mit ihrer
66 flexiblen Struktur (Orientierung an Geschäftsprozessen,
67 gleiche Anteile von profilübergreifenden Kernqualifikationen
68 und profilspezifischen Fachqualifikationen) beispielgebend
69 auch für angrenzende Berufe im technischen Bereich wurden.
70 Der große Erfolg der IT-Berufe zeigt sich neben der
71 (Berufs-)bildungspolitischen Bedeutung auch in der
72 zahlenmäßigen Entwicklung: Von 4.800
73 Ausbildungsverhältnissen 1997 stieg diese Zahl über 25.600
74 (1999) auf das Maximum von 48.500 im Jahr 2002 steil an. Die
75 Branchenkrise machte sich auf dem Ausbildungsmarkt mit
76 Verzögerung bemerkbar; in den Jahren 2003 bis 2006 sanken
77 die Ausbildungszahlen bis auf 37.900 ab und stiegen dann
78 wieder auf Werte um 40.000. Im Jahr 2011 lag die Zahl der
79 IT-Azubis bei knapp 39.000. Mit rund 14.000 bestandenen
80 Prüfungen pro Jahr liegt die IT-Ausbildung nur leicht hinter
81 ihrem akademischen Pendant, dem Studienbereich Informatik,
82 zurück. Seit Einführung der IT-Berufe (erster
83 Prüfungsjahrgang 1998) haben mehr als 160.000 junge Menschen
84 einen IHK-Abschluss erlangt. [FN: Zahlenangaben nach DIHK,
85 Berufsbildungsstatistik.] An dieser Ausbildungsleistung ist
86 die ITK-Kernbranche überproportional beteiligt. Erste
87 Evaluationen nach Einführung der IT-Berufe ergaben einen
88 Anteil von rund zwei Drittel aller Azubis in der
89 ITK-Branche. [FN: Hans Borch und Hans Weißmann (Hg.),
90 „IT-Berufe machen Karriere“, Bielefeld 2002.]
91 Während sich die Ausbildungszahlen insgesamt relativ stabil
92 präsentieren, haben sich die Anteile der einzelnen
93 Ausbildungsprofile verschoben. Lag der Anteil der
94 Fachinformatiker (beider Fachrichtungen) 2001 bei 51,4 %, so
95 stieg er bis 2011 auf 65,5 % der neu abgeschlossenen
96 Ausbildungsverträge an. Umgekehrt reduzierte sich der Anteil
97 der IT-Systemelektroniker um nahezu ein Drittel von 18 auf
98 12,6 %, während die beiden sog. kaufmännischen
99 IT-Ausbildungsberufe zusammen von rund 30 auf gut 20 %
100 zurückfielen. Diese Zahlen spiegeln die Veränderungen
101 insbesondere im Telekommunikationsbereich (Digitalisierung
102 der Netze, Aufbau mobiler Netze) wider, insbesondere die
103 erheblichen Effizienzsteigerungen im Ausbau und der
104 Administration der Netzinfrastruktur. Gleichzeitig spiegelt
105 die Entwicklung im Ausbildungsbereich die besondere Dynamik
106 der Branchensegmente Software und IT-Dienste, die
107 Fachinformatiker und Fachinformatikerinnen als wichtigen
108 Baustein für ihre Fachkräftestrategie bewerten.
109 Die IT-Berufe zeigen neben den unbestrittenen Stärken einer
110 Struktur, die die Spezifika einer breit gefächerten Branche
111 gut aufnehmen kann, auch Schwachstellen. Diese liegen in der
112 teilweise unzureichenden Trennschärfe der Profile (insbes.
113 bei IT-Systemkaufleuten und Informatikkaufleuten) sowie der
114 offensichtlich mangelhaften Attraktivität für Frauen. Trotz
115 der Bemühungen zahlreicher Unternehmen um weibliche
116 Auszubildende lag der Frauenanteil an den IT-Azubis in den
117 Jahren 2000 bis 2002 bei schwachen 14 %. Seit 2003 geht
118 dieser Anteil kontinuierlich zurück und lag im Jahr 2011 bei
119 nur noch 8,4 %. An dieser Stelle zeigt sich konkreter
120 Handlungsbedarf.
121 Neben den genannten IT-Berufen wurden weitere Berufsbilder
122 etabliert: 1999 wurde für den handwerklichen Bereich das
123 Berufsbild „Informationselektroniker/-in“ geschaffen, 2007
124 als Nachfolger für den Mathematisch-Technischen Assistenten
125 der „Mathematisch-Technische Software-Entwickler“ [FN:
126 Verordnung über die Ausbildung zum/zur
127 Mathematik-Technischen Software-Entwickler /-in, BGBl I v.
128 14.03.2007, S. 326-334.] als dem Fachinformatiker
129 Anwendungsentwicklung verwandtes Profil, das vor allem auf
130 anspruchsvolle wissenschaftlich-mathematische Fragestellung
131 abstellt, sowie aus dem Bereich der industriellen
132 Elektrotechnik das Profil „Systeminformatiker/ in“ [FN:
133 Verordnung über die industriellen Elektroberufe, BGBl I v.
134 24.07.2007, S. 1678-1760.]. Sämtliche genannten Profile
135 haben nur wenige hundert Auszubildende und ergänzen die
136 IT-relevante Ausbildung nach heutigem Stand eher, als dass
137 sie prägenden Einfluss auf die IT-Ausbildung entfalten
138 könnten.
139 Ebenfalls von untergeordneter Bedeutung ist die Ausbildung
140 zum Techniker bzw. zur Techni-ker¬in. Während diese
141 berufliche Weiterbildung im Bereichen wie z.B. dem
142 Maschinen¬bau oder der Elektrotechnik hohes Ansehen genießt
143 und entsprechend gute Karrierechancen eröffnet, verbinden
144 sich für ehemalige IT-Azubis oftmals keine spürbaren
145 Karriereschritte mit dem Absolvieren einer entsprechenden,
146 meist berufsbegleitend absolvierten Weiterbildung.
147
148 Einen systematischen Ansatz für eine berufliche
149 Weiterbildung eröffnet das dreistufige
150 „IT-Weiterbildungssystem“:
151  14 (ursprünglich 29) Spezialistenprofile
152  4 operative Professionals
153 2 strategische Professionals. [FN: Der ITK-Bereich gehört zu
154 den Berufsfeldern, anhand derer im Jahr 2010 der Entwurf für
155 einen Nationalen Qualifikationsrahmen getestet wurde. Die
156 IT-Spezialisten wurden in diesem Verfahren der Niveaustufe 5
157 zugeordnet, die operativen Professionals der Stufe 6 (ebenso
158 wie Bachelor-Abschlüsse) und strategische Professionals der
159 Stufe 7 (ebenso wie Master-Studiengänge). Siehe
160 „Abschlussbericht der Arbeitsgruppe IT
161  zur zweiten Erarbeitungsphase des Deutschen
162 Qualifikationsrahmens. Endfassung vom 17.09.2010, Übersicht
163 S. 27-33.]
164 Zugangsvoraussetzung zum IT-Weiterbildungssystem ist eine
165 abgeschlossene IT-Ausbildung oder eine adäquate sonstige
166 Qualifikation. Operative Professionals sind am Niveau von
167 Bachelor-Studiengängen, strategische Professionals an
168 Master-Studiengängen orientiert. Beide sind durch die
169 Weiterbildungsverordnung geregelt, die Prüfungen werden von
170 Industrie- und Handelskammern abgenommen. Die
171 IT-Spezialisten unterliegen der internationalen
172 Personalzertifizierungsnorm 17024 und sind damit
173 privatwirtschaftlich geregelt. Mit dem 2002 verordneten und
174 2008 überarbeiteten Weiterbildungssystem steht eine
175 durchgängige Struktur zur Verfügung, die es ermöglichst,
176 auch ohne Hochschulqualifikation eine betriebliche Karriere
177 bis in obere Führungspositionen zu durchlaufen. Angesichts
178 weniger tausend Teilnehmer seit dem Start des
179 Weiterbildungssystems 2002 muss konstatiert werden, dass
180 nicht alle Hoffnungen, die sich mit diesem grundlegenden
181 Neuansatz verbunden haben, auch realisiert wurden. Wichtige
182 Impulse sind vom IT-Weiterbildungssystem u.a. für die
183 Themenbereiche „Durchlässigkeit“ und „Anrechenbarkeit von
184 beruflichen Lernleistungen im Hochschulbereich“ ausgegangen.
185 [FN: Siehe die sog. „ANKOM“-Projekte des Bundesministeriums
186 für Bildung und Forschung.]
187 Für die berufliche Weiterbildung unverändert relevant sind
188 Zertifikate einzelner Hersteller oder von
189 Branchenvereinigungen. Große Relevanz haben
190 Zertifikats-Angebote für Software-Testing durch das ISQI
191 oder die Zertifizierung Projektmanagement-Kompetenzen durch
192 die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement erreicht.
193 Herstellerspezifische oder herstellerneutrale Zertifikate
194 spielen eine große Rolle für ITK-Spezialisten, um die
195 Aktualität von Wissen und Kompetenz transparent zu machen.

Der Text verglichen mit der Originalversion

1 3.4 Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung
2
3 Die ITK-Branche wie auch die Anwender von ITK-Systemen auf
4 Unternehmensseite sind angewiesen auf Spezialisten, die mit
5 dem hohen Innovationstempo von Technologien und Produkten
6 Schritt halten können – sei es als kreative Gestalter und
7 Entwickler oder als qualifizierte Nutzer. Informations- und
8 Kommunikationstechnologien sind als eigenständige Branche
9 noch sehr jung. In den zurück liegenden zwanzig Jahren hat
10 dieser Bereich eine markante Entwicklung durchlaufen, die
11 mit dem Schlagwort der „Professionalisierung“ zumindest
12 ansatzhaft charakterisiert werden kann. Über die zurück
13 liegende Dekade hinweg lässt sich dieser Prozess vor allem
14 durch den Bedeutungsverlust von Quereinsteigern (auch mit
15 akademischem, jedoch nicht ITK-spezifischem Hintergrund) und
16 dem Zuwachs an einschlägig qualifizierten Spezialisten
17 belegen sowie durch den Trend zur Tertiarisierung. Letzterer
18 lässt sich allerdings nicht nur auf einen höheren
19 ‚Reifegrad‘ der Branche, sondern auch auf
20 Strukturveränderungen der ITK-Branche in Deutschland
21 zurückführen. Da die Produktion von ITK-Hardware und
22 –Infrastruktur weitgehend aus Deutschland abgewandert ist,
23 spielt der klassische Fertigungsbereich mit derzeit nur noch
24 70.000 Beschäftigten eine untergeordnete Rolle. Dominierend
25 ist der beratungsintensive Bereich von Software und
26 Services, der seit jeher stärker auf die Verbindung von
27 technologischem Know how mit betriebswirtschaftlichen
28 Kompetenzen ausgerichtet ist. Während Quereinsteigern in
29 diesem Umfeld nur noch geringe Chancen eingeräumt werden,
30 haben sich eine branchen¬spezi¬fische, flexible berufliche
31 Erstausbildung, die durch vielfältige
32 Weiterbildungsmöglichkeiten ergänzt wird, sowie ein
33 differenziertes Angebot an ITK- bzw. ITK-relevanten
34 Studiengängen etabliert. Beides, Ausbildung und Hochschule,
35 soll nachfolgend kurz dargestellt werden. Weitere
36 Qualifikationswege (Techniker im ITK-Bereich, Ausbildung an
37 Berufsfachschulen oder Beruflichen Gymnasien, Staatlich
38 geprüfte Informatik-Assistenten etc.) werden lediglich
39 gestreift.
40
41 1. Duale Ausbildung in den IT- und Medienberufen
42 Die IT- und Medienberufe haben sich seit ihrer Einführung in
43 der zweiten Hälfte der 1990er Jahre als wichtiger Pfeiler in
44 der Nachwuchskräftesicherung für den ITK-Bereich etabliert.
45 Bis zu diesem Zeitpunkt konnten vor allem
46 Hardware-orientierte Unternehmen auf dual ausgebildete
47 Fachkräfte aus dem Maschinenbau oder der Elektrotechnik
48 zurückgreifen. Software-Unternehmen stand die Ausbildung zum
49 Mathematisch-Technischen Assistenten zur Verfügung, um
50 eigene Fachkräfte auszubilden. Diese Möglichkeit wurde
51 jedoch nur in sehr geringem Umfang wahrgenommen, sodass sich
52 einerseits das Image der ITK-Branche als ‚Akademikerbranche‘
53 etablierte, andererseits der steigende Fachkräftebedarf
54 durch Quereinsteiger (mit oder ohne fachfremde
55 Hochschulausbildung) gedeckt.
56 Mit der Etablierung der sog. „Neuen IT-Berufe“ [FN:
57 Verordnung über die Ausbildung im Bereich der Informations-
58 und Kommunikationstechnik, BGBl I v. 10.07.1997, S.
59 1741-1799.]
60  Fachinformatiker / Fachinformatikerinnen (mit den
61 Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Systemintegration)
62  IT-Systemelektroniker / IT-Systemelektronikerinnen
63  IT-Systemkaufleute
64  Informatik-Kaufleute
65 wurde eine neue Berufsfamilie geschaffen, die mit ihrer
66 flexiblen Struktur (Orientierung an Geschäftsprozessen,
67 gleiche Anteile von profilübergreifenden Kernqualifikationen
68 und profilspezifischen Fachqualifikationen) beispielgebend
69 auch für angrenzende Berufe im technischen Bereich wurden.
70 Der große Erfolg der IT-Berufe zeigt sich neben der
71 (Berufs-)bildungspolitischen Bedeutung auch in der
72 zahlenmäßigen Entwicklung: Von 4.800
73 Ausbildungsverhältnissen 1997 stieg diese Zahl über 25.600
74 (1999) auf das Maximum von 48.500 im Jahr 2002 steil an. Die
75 Branchenkrise machte sich auf dem Ausbildungsmarkt mit
76 Verzögerung bemerkbar; in den Jahren 2003 bis 2006 sanken
77 die Ausbildungszahlen bis auf 37.900 ab und stiegen dann
78 wieder auf Werte um 40.000. Im Jahr 2011 lag die Zahl der
79 IT-Azubis bei knapp 39.000. Mit rund 14.000 bestandenen
80 Prüfungen pro Jahr liegt die IT-Ausbildung nur leicht hinter
81 ihrem akademischen Pendant, dem Studienbereich Informatik,
82 zurück. Seit Einführung der IT-Berufe (erster
83 Prüfungsjahrgang 1998) haben mehr als 160.000 junge Menschen
84 einen IHK-Abschluss erlangt. [FN: Zahlenangaben nach DIHK,
85 Berufsbildungsstatistik.] An dieser Ausbildungsleistung ist
86 die ITK-Kernbranche überproportional beteiligt. Erste
87 Evaluationen nach Einführung der IT-Berufe ergaben einen
88 Anteil von rund zwei Drittel aller Azubis in der
89 ITK-Branche. [FN: Hans Borch und Hans Weißmann (Hg.),
90 „IT-Berufe machen Karriere“, Bielefeld 2002.]
91 Während sich die Ausbildungszahlen insgesamt relativ stabil
92 präsentieren, haben sich die Anteile der einzelnen
93 Ausbildungsprofile verschoben. Lag der Anteil der
94 Fachinformatiker (beider Fachrichtungen) 2001 bei 51,4 %, so
95 stieg er bis 2011 auf 65,5 % der neu abgeschlossenen
96 Ausbildungsverträge an. Umgekehrt reduzierte sich der Anteil
97 der IT-Systemelektroniker um nahezu ein Drittel von 18 auf
98 12,6 %, während die beiden sog. kaufmännischen
99 IT-Ausbildungsberufe zusammen von rund 30 auf gut 20 %
100 zurückfielen. Diese Zahlen spiegeln die Veränderungen
101 insbesondere im Telekommunikationsbereich (Digitalisierung
102 der Netze, Aufbau mobiler Netze) wider, insbesondere die
103 erheblichen Effizienzsteigerungen im Ausbau und der
104 Administration der Netzinfrastruktur. Gleichzeitig spiegelt
105 die Entwicklung im Ausbildungsbereich die besondere Dynamik
106 der Branchensegmente Software und IT-Dienste, die
107 Fachinformatiker und Fachinformatikerinnen als wichtigen
108 Baustein für ihre Fachkräftestrategie bewerten.
109 Die IT-Berufe zeigen neben den unbestrittenen Stärken einer
110 Struktur, die die Spezifika einer breit gefächerten Branche
111 gut aufnehmen kann, auch Schwachstellen. Diese liegen in der
112 teilweise unzureichenden Trennschärfe der Profile (insbes.
113 bei IT-Systemkaufleuten und Informatikkaufleuten) sowie der
114 offensichtlich mangelhaften Attraktivität für Frauen. Trotz
115 der Bemühungen zahlreicher Unternehmen um weibliche
116 Auszubildende lag der Frauenanteil an den IT-Azubis in den
117 Jahren 2000 bis 2002 bei schwachen 14 %. Seit 2003 geht
118 dieser Anteil kontinuierlich zurück und lag im Jahr 2011 bei
119 nur noch 8,4 %. An dieser Stelle zeigt sich konkreter
120 Handlungsbedarf.
121 Neben den genannten IT-Berufen wurden weitere Berufsbilder
122 etabliert: 1999 wurde für den handwerklichen Bereich das
123 Berufsbild „Informationselektroniker/-in“ geschaffen, 2007
124 als Nachfolger für den Mathematisch-Technischen Assistenten
125 der „Mathematisch-Technische Software-Entwickler“ [FN:
126 Verordnung über die Ausbildung zum/zur
127 Mathematik-Technischen Software-Entwickler /-in, BGBl I v.
128 14.03.2007, S. 326-334.] als dem Fachinformatiker
129 Anwendungsentwicklung verwandtes Profil, das vor allem auf
130 anspruchsvolle wissenschaftlich-mathematische Fragestellung
131 abstellt, sowie aus dem Bereich der industriellen
132 Elektrotechnik das Profil „Systeminformatiker/ in“ [FN:
133 Verordnung über die industriellen Elektroberufe, BGBl I v.
134 24.07.2007, S. 1678-1760.]. Sämtliche genannten Profile
135 haben nur wenige hundert Auszubildende und ergänzen die
136 IT-relevante Ausbildung nach heutigem Stand eher, als dass
137 sie prägenden Einfluss auf die IT-Ausbildung entfalten
138 könnten.
139 Ebenfalls von untergeordneter Bedeutung ist die Ausbildung
140 zum Techniker bzw. zur Techni-ker¬in. Während diese
141 berufliche Weiterbildung im Bereichen wie z.B. dem
142 Maschinen¬bau oder der Elektrotechnik hohes Ansehen genießt
143 und entsprechend gute Karrierechancen eröffnet, verbinden
144 sich für ehemalige IT-Azubis oftmals keine spürbaren
145 Karriereschritte mit dem Absolvieren einer entsprechenden,
146 meist berufsbegleitend absolvierten Weiterbildung.
147
148 Einen systematischen Ansatz für eine berufliche
149 Weiterbildung eröffnet das dreistufige
150 „IT-Weiterbildungssystem“:
151  14 (ursprünglich 29) Spezialistenprofile
152  4 operative Professionals
153 2 strategische Professionals. [FN: Der ITK-Bereich gehört zu
154 den Berufsfeldern, anhand derer im Jahr 2010 der Entwurf für
155 einen Nationalen Qualifikationsrahmen getestet wurde. Die
156 IT-Spezialisten wurden in diesem Verfahren der Niveaustufe 5
157 zugeordnet, die operativen Professionals der Stufe 6 (ebenso
158 wie Bachelor-Abschlüsse) und strategische Professionals der
159 Stufe 7 (ebenso wie Master-Studiengänge). Siehe
160 „Abschlussbericht der Arbeitsgruppe IT
161  zur zweiten Erarbeitungsphase des Deutschen
162 Qualifikationsrahmens. Endfassung vom 17.09.2010, Übersicht
163 S. 27-33.]
164 Zugangsvoraussetzung zum IT-Weiterbildungssystem ist eine
165 abgeschlossene IT-Ausbildung oder eine adäquate sonstige
166 Qualifikation. Operative Professionals sind am Niveau von
167 Bachelor-Studiengängen, strategische Professionals an
168 Master-Studiengängen orientiert. Beide sind durch die
169 Weiterbildungsverordnung geregelt, die Prüfungen werden von
170 Industrie- und Handelskammern abgenommen. Die
171 IT-Spezialisten unterliegen der internationalen
172 Personalzertifizierungsnorm 17024 und sind damit
173 privatwirtschaftlich geregelt. Mit dem 2002 verordneten und
174 2008 überarbeiteten Weiterbildungssystem steht eine
175 durchgängige Struktur zur Verfügung, die es ermöglichst,
176 auch ohne Hochschulqualifikation eine betriebliche Karriere
177 bis in obere Führungspositionen zu durchlaufen. Angesichts
178 weniger tausend Teilnehmer seit dem Start des
179 Weiterbildungssystems 2002 muss konstatiert werden, dass
180 nicht alle Hoffnungen, die sich mit diesem grundlegenden
181 Neuansatz verbunden haben, auch realisiert wurden. Wichtige
182 Impulse sind vom IT-Weiterbildungssystem u.a. für die
183 Themenbereiche „Durchlässigkeit“ und „Anrechenbarkeit von
184 beruflichen Lernleistungen im Hochschulbereich“ ausgegangen.
185 [FN: Siehe die sog. „ANKOM“-Projekte des Bundesministeriums
186 für Bildung und Forschung.]
187 Für die berufliche Weiterbildung unverändert relevant sind
188 Zertifikate einzelner Hersteller oder von
189 Branchenvereinigungen. Große Relevanz haben
190 Zertifikats-Angebote für Software-Testing durch das ISQI
191 oder die Zertifizierung Projektmanagement-Kompetenzen durch
192 die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement erreicht.
193 Herstellerspezifische oder herstellerneutrale Zertifikate
194 spielen eine große Rolle für ITK-Spezialisten, um die
195 Aktualität von Wissen und Kompetenz transparent zu machen.

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