Papier: 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft
Originalversion
| 1 | Zum Gliederungspunkt 2.2.1 Auswirkungen der Digitalisierung |
| 2 | auf die Wirtschaft: Dieser Gliederungspunkt umfasst im |
| 3 | Arbeitsprogramm mehrere Spiegelstriche mit verschiedenen |
| 4 | Aspekten. Zu den Punkten Digitalisierung als |
| 5 | Produktionsfaktor, Rolle von Algorithmen etwa beim |
| 6 | Börsenhandel, bei den Empfehlungen von Handelsportalen, in |
| 7 | der Kreativwirtschaft (Contentfarmen) hat sich die |
| 8 | Projektgruppe in ihrer Sitzung vom 21.11.2011 auf den |
| 9 | folgenden Text verständigt: |
| 10 | |
| 11 | |
| 12 | Recommendation Algorithmen, Contentfarmen, Börse |
| 13 | Eine der wichtigsten Entwicklungen des digitalen Wandels |
| 14 | besteht in dem Bedeutungszuwachs von Algorithmen. In immer |
| 15 | mehr Lebensbereichen nehmen Computer Menschen Entscheidungen |
| 16 | ab. Dies hat nicht nur die Konsequenz, dass immer mehr |
| 17 | Menschen einen Kontrollverlust beklagen (oder begrüßen, |
| 18 | jedenfalls aber empfinden), sondern auch die Folgen für die |
| 19 | Wirtschaft sind beträchtlich. Es entstehen neue Märkte, die |
| 20 | sich von jenen der analogen Welt deutlich unterscheiden. Wie |
| 21 | werden diese Märkte reguliert? Sind traditionelle |
| 22 | Mechanismen der Wettbewerbsregulierung auf die neuen |
| 23 | information economies noch anwendbar? In welchem Verhältnis |
| 24 | stehen sie zur aufs Internet nur schwer übertragbaren |
| 25 | bisherigen Medienregulierung? Wenn das Funktionieren ganzer |
| 26 | Märkte in immer größerem Maße von privatwirtschaftlich |
| 27 | kontrollierten Algorithmen abhängig ist, wie kann eine |
| 28 | sinnvolle Marktregulierung dann überhaupt aussehen? |
| 29 | |
| 30 | Der Einfluss von Algorithmen auf das Marktgeschehen als |
| 31 | Ganzes wird leider noch oft unterschätzt. In dem |
| 32 | nachfolgenden Kapitel soll deshalb vertiefend auf drei |
| 33 | Bereiche eingegangen werden, in denen dieser Einfluss |
| 34 | besonders plastisch nachgewiesen werden kann. Es geht dabei |
| 35 | um die Empfehlungen von Handels- und Contentportalen, die |
| 36 | Inhalte sogenannter Contentfarmen sowie den automatisierten |
| 37 | Hochgeschwindigkeitshandel der Aktienmärkte. |
| 38 | |
| 39 | |
| 40 | 1. Recommendation Algorithmen |
| 41 | |
| 42 | Bekanntlich arbeiten Online-Shops wie Amazon oder |
| 43 | Contentportale wie YouTube mit automatischen Empfehlungen. |
| 44 | Kunden bzw. Nutzern sollen Produkte bzw. Inhalte empfohlen |
| 45 | werden, für die sie sich mutmaßlich interessieren. So soll |
| 46 | ihr Interesse angeregt werden, was zu weiteren Käufen oder |
| 47 | zu einem längeren Verbleib auf der Angebotsseite führen |
| 48 | kann. |
| 49 | Solche Empfehlungen werden seit Mitte der 90er Jahre von |
| 50 | Recommendation Algorithms erstellt, welche mittlerweile sehr |
| 51 | komplex sind. Dennoch lassen sich zwei Grundfunktionen |
| 52 | unterscheiden, nämlich collaborative filtering und content |
| 53 | filtering. Beim collaborative filtering werden zur |
| 54 | Erstellung der Empfehlungen user mit anderen usern |
| 55 | verglichen: user, die Buch A kauften, kauften auch Buch B. |
| 56 | Beim content filtering wird content mit anderem content |
| 57 | verglichen: Sie haben Fußballvideo A gesehen, vielleicht |
| 58 | interessiert Sie auch Fußballvideo B. |
| 59 | |
| 60 | Collaborative filtering kann mit zunehmender Zahl der Nutzer |
| 61 | sehr rechenaufwändig werden und somit zu einer nicht mehr |
| 62 | akzeptablen Verlangsamung des Dienstes führen. Man kann dann |
| 63 | zu komplexitätsreduzierenden Mitteln greifen und etwa die |
| 64 | Kunden anhand von Cluster Models in verschiedene Segmente |
| 65 | einteilen, was offline geschehen kann. Wie jede |
| 66 | Komplexitätsreduktion bleibt allerdings auch diese nicht |
| 67 | frei von Qualitätsverlusten, die Empfehlungen werden also |
| 68 | schlechter. |
| 69 | |
| 70 | Amazon hat darauf mit seinem Item-to-item-Algorithmus eine |
| 71 | Antwort gefunden und sie sich bereits 2001 patentieren |
| 72 | lassen [FN: |
| 73 | http://www.google.com/patents/about/6266649_Collaborative_re |
| 74 | commendations_us.html?id=NIAIAAAAEBAJ]: „The service |
| 75 | generates the recommendations using a previously-generated |
| 76 | table which maps items to lists of ‚similar‘ items. The |
| 77 | similarities reflected by the table are based on the |
| 78 | collective interests of the community of users.” Ein großer |
| 79 | Vorteil des Systems besteht darin, dass die aufwändigste |
| 80 | Rechenoperation, die Erstellung der Tabellen, offline |
| 81 | vorgenommen werden kann. Sie setzt allerdings voraus, dass |
| 82 | der zu vergleichende Content möglichst vollständig mit |
| 83 | sauberen Metadaten versehen ist. |
| 84 | |
| 85 | Dies ist beispielsweise bei YouTube oft nicht der Fall, da |
| 86 | es sich hier zu großen Teilen um ugc handelt. YouTube setzte |
| 87 | deshalb zunächst auf ein collaborative-filtering-System, das |
| 88 | die Ingenieure 2008 in einem Whitepaper beschrieben haben. |
| 89 | [FN: http://research.google.com/pubs/archive/34407.pdf ] Der |
| 90 | als „adsorption algorithm“ beschriebene Mechanismus ist |
| 91 | graphbasiert und bildet das Verhältnis von usern zu Videos |
| 92 | etwa so ab wie ein U-Bahn-Plan. Die Haltestellen der |
| 93 | Knotenpunkte, an denen sich verschiedene Linien treffen, |
| 94 | wären in diesem Bild die Videos, während die Linien selbst |
| 95 | das Kundenverhalten abbilden. So wie Haltestellen in der |
| 96 | U-Bahn unterschiedlich weit voneinander entfernt liegen, |
| 97 | liegen einige Videos dem jeweiligen user sehr nahe, andere |
| 98 | weniger. „Empfohlen“ werden sowohl nahe als auch entfernte. |
| 99 | Welche der weit entfernten und somit vom Standpunkt des |
| 100 | Betrachter aus schlecht vernetzten Videos dem Nutzer |
| 101 | vorgeschlagen werden, wird mit Hilfe einer Zufallsoperation |
| 102 | errechnet, einem sogenannten Random Walk. Der Algorithmus |
| 103 | wandert gewissermaßen das Liniennetz entlang und hält an |
| 104 | einem zufälligen Knotenpunkt an. Schaut der user das |
| 105 | empfohlene Video daraufhin tatsächlich an, entsteht eine |
| 106 | direkte Beziehung, die es vorher nicht gab, und das |
| 107 | entsprechende usergenerierte Signal kann wiederum für |
| 108 | zukünftige Empfehlungen ausgewertet werden. |
| 109 | |
| 110 | Man mag hier eine gewisse Verwandtschaft zum in der Google |
| 111 | Suche verwendeten PageRank erkennen, welcher ebenfalls auf |
| 112 | einem Netz von Verweisen basiert. In der Google-Suche |
| 113 | erscheinen bekanntlich häufig verlinkte Seiten besonders |
| 114 | weit oben in der Trefferliste. Allerdings ist YouTube keine |
| 115 | Suchmaschine und wird auch ganz anders genutzt. Während eine |
| 116 | Suchmaschine zum gezielten Auffinden von Informationen dient |
| 117 | , besuchen Nutzer Videoportale häufig, um unterhalten zu |
| 118 | werden. Dabei kann es eher schädlich sein, wenn das |
| 119 | „Programm“ sich von einem Video zum nächsten immer ähnelt |
| 120 | und nie etwas Überraschendes passiert. Tatsächlich suchen |
| 121 | user bei YouTube unspezifisch nach „Lustigen Videos“ [FN: |
| 122 | http://www.nytimes.com/2009/12/31/technology/internet/31tube |
| 123 | .html ], und im Jahr 2010 basierten 60% aller von der |
| 124 | Homepage aus getätigten Klicks auf automatischen |
| 125 | Empfehlungen. [FN: |
| 126 | http://dl.acm.org/citation.cfm?id=1864770] |
| 127 | |
| 128 | Angesichts dieser Erkenntnisse hat YouTube versucht, besser |
| 129 | auf einen „unarticulated want“ seiner Nutzer zu reagieren |
| 130 | und „to keep users entertained and engaged“. Die Zitate |
| 131 | entstammen einem Whitepaper von 2010, als die Entwickler auf |
| 132 | einer Konferenz ihren neuen Algorithmus vorgestellt haben. |
| 133 | [FN: http://dl.acm.org/citation.cfm?id=1864770] Das YouTube |
| 134 | Recommendation System basiert demzufolge im Grundsatz nicht |
| 135 | mehr auf collaborative filtering, sondern auf einer |
| 136 | Kombination von content filtering mit direkten |
| 137 | user-Signalen. Es handelt sich also um eine Kombination aus |
| 138 | co-visitation counts (welche Videos werden häufig „zusammen“ |
| 139 | angesehen, also nacheinander vom selben user angeklickt?) |
| 140 | mit Input-Daten (user-Bewertungen, Likes, Kanal-Abonnements |
| 141 | etc.) „Overall we find that co-visitation based |
| 142 | recommendation performs at 207% of the baseline Most View |
| 143 | page“, resümieren die Entwickler. Tatsächlich ist 2010 auch |
| 144 | eine wissenschaftliche Arbeit zu dem Schluss gekommen, dass |
| 145 | die Bereicherung des Adsorption-Algorithmus mit |
| 146 | content-basierten Vergleichen zu einer höheren Qualität der |
| 147 | automatischen Empfehlungen führen würde. Leider stand dem |
| 148 | Autor jedoch der Datenpool von YouTube nicht zur |
| 149 | Verfügung.[FN: |
| 150 | http://www.springerlink.com/content/uj162u3549218753/] |
| 151 | |
| 152 | Welche gesellschaftliche Relevanz haben |
| 153 | Empfehlungsalgorithmen? Während Targeting bei Online-Shops |
| 154 | schlimmstenfalls zu einer Belästigung der user führen kann, |
| 155 | stellt sich die Sache bei Content-Portalen anders dar. Dass |
| 156 | diese in der Regel nicht redaktionell betreut werden, wird |
| 157 | bisweilen als Befreiung von der Bevormundung durch |
| 158 | Redakteure und Content-Manager gesehen, als Ermächtigung der |
| 159 | user/produser. Während die Welt der Massenmedien eine |
| 160 | hierarchisch kontrollierte gewesen sei, habe online jeder |
| 161 | die Möglichkeit, eigenen Content zu publizieren und dafür |
| 162 | Aufmerksamkeit zu gewinnen. Im Bereich der Unterhaltung |
| 163 | entspricht dem der Glaube, es könne heutzutage jeder ein |
| 164 | Publikum finden. Obwohl indes der digitale Wandel in diesem |
| 165 | Sinne unbestreitbar Chancen eröffnet hat, wäre es naiv, den |
| 166 | Einfluss der Algorithmen auf die Auswahl des wahrgenommenen |
| 167 | Contents zu unterschätzen. |
| 168 | |
| 169 | Offenbar stellen sich Fragen der Chancengleichheit. Wie |
| 170 | reagieren Empfehlungsalgorithmen, wenn ihnen nicht genügend |
| 171 | Daten zur Verfügung stehen, beispielsweise weil es sich um |
| 172 | einen neuen user handelt? Die Antwort verblüfft wenig: Sie |
| 173 | empfehlen ein Potpourri aus besonders populärem Content. |
| 174 | Populärer Content hat also durch diese Algorithmen die |
| 175 | Chance, noch populärer zu werden, während unpopulärer |
| 176 | Content es schwerer hat, sich durchzusetzen. Der Effekt kann |
| 177 | zusätzlich verstärkt werden. So hat Steven Wittens mit |
| 178 | empirischen Tests, rückgreifend auf das Application |
| 179 | Programming Interface von YouTube, herausgefunden, dass das |
| 180 | Portal zwar bisweilen unpopulären Content als „nächstes |
| 181 | Video“ empfiehlt, wenn zuvor ein besonders populärer Content |
| 182 | angeboten wurde, jedoch so gut wie nie umgekehrt. [FN: |
| 183 | http://www.strutta.com/blog/blog/six-degrees-of-youtube] |
| 184 | Folglich haben schon von vornherein nicht alle Videos |
| 185 | dieselbe Chance gesehen zu werden, woraus folgt, dass auch |
| 186 | nicht alle dieselbe Chance haben, bewertet oder empfohlen zu |
| 187 | werden. |
| 188 | |
| 189 | Offenbar verstärkt die Technik, die von solchen Portalen |
| 190 | eingesetzt wird, im kulturellen Leben einen Stareffekt: Wer |
| 191 | schon viel Aufmerksamkeit bekommt, bekommt durch die Portale |
| 192 | zusätzliche Unterstützung. Wer wenig Publikum hat, wird |
| 193 | zusätzlich ausgeblendet. Entsprechend ist es kein Zufall, |
| 194 | dass die meisten der sogenannten „YouTube-Stars“, die in |
| 195 | letzter Zeit im Musikbereich von sich reden gemacht haben, |
| 196 | zunächst mit Coverversionen bekannter Hits Aufmerksamkeit |
| 197 | erregten. Dass user aus Neugier eher auf eine Coverversion |
| 198 | eines schon bekannten Musiktitels klicken als auf ein |
| 199 | unbekanntes Original, spielt dabei sicher eine Rolle. Der |
| 200 | eigentliche Grund ist jedoch, dass der |
| 201 | Empfehlungsalgorithmus, der für einen hohen Anteil der |
| 202 | Aufmerksamkeit verantwortlich ist, grundsätzlich solchen |
| 203 | Content bevorzugt, der sich an bereits existierenden und |
| 204 | möglichst populären Content anschließt. Umgekehrt |
| 205 | ausgedrückt: Originalität, Neuigkeit wird von |
| 206 | Empfehlungsalgorithmen abgestraft. |
| 207 | |
| 208 | Was ein rein technischer Effekt ist, könnte, so man YouTube |
| 209 | als marktbeherrschend ansieht, ein wettbewerbsrechtliches |
| 210 | Problem darstellen. Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung |
| 211 | entsprechender Portale für das kulturelle Leben und die |
| 212 | öffentliche Meinungsbildung stellt es zudem ein |
| 213 | Transparenzproblem dar. Für viele Nutzer geht von |
| 214 | Contentportalen, die nicht redaktionell betreut werden, noch |
| 215 | immer die Suggestion aus, es handele sich um einen |
| 216 | ungefilterten Bereich der Öffentlichkeit. Dem ist nicht so. |
| 217 | Welche Bewertungen oder Tags beispielsweise zu einem |
| 218 | Herabsetzen des Contents im Ranking der Empfehlungen führen, |
| 219 | wissen wir genauso wenig, wie wir die Kriterien kennen, nach |
| 220 | denen Suchmaschinen ihre Ergebnislisten filtern. |
| 221 | |
| 222 | Das Phänomen der YouTube-Stars mag man für genauso |
| 223 | irrelevant halten wie die zielgerichtete Werbung der |
| 224 | Online-Shops. Es ist jedoch ohne Weiteres denkbar, |
| 225 | recommendation algorithms auch bei Nachrichtenseiten |
| 226 | einzusetzen. Der user würde dann stets solche Nachrichten zu |
| 227 | sehen bekommen, die jenen ähneln, für die er sich bei |
| 228 | früheren Besuchen der entsprechenden Seite interessiert hat. |
| 229 | Diese Perspektive hat Eli Pariser als Filter Bubble |
| 230 | [http://www.thefilterbubble.com/] beschrieben. Dass sie |
| 231 | eintreffen wird, ist nicht unwahrscheinlich: Während die |
| 232 | Auflagen von Zeitungen zunehmend sinken, werden Portale wie |
| 233 | YouTube oder Google News zunehmend zu den wichtigsten |
| 234 | Informationsquellen. Anders als in der traditionellen |
| 235 | Medienlandschaft gibt es jedoch keinen Presserat, der über |
| 236 | sie wacht. Ihre Algorithmen bleiben geheim, genießen sogar |
| 237 | patentrechtlichen Schutz. |
| 238 | |
| 239 | Es stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob die |
| 240 | klassischen Mechanismen wirtschaftlicher Regulierung noch |
| 241 | ausreichen, inwiefern also die klassische |
| 242 | wettbewerbsrechtliche Regulierung im Hinblick auf |
| 243 | Content-Empfehlungen noch die Funktion erfüllt, eine |
| 244 | gleichberechtigte Marktteilnahme aller Konkurrenten zu |
| 245 | garantieren. Monopolistische Tendenzen oder unfaires, |
| 246 | wettbewerbsfeindliches Marktverhalten werden in der Regel |
| 247 | nur adressiert, wenn sie erkannt und nachgewiesen werden |
| 248 | können. Bei Contentportalen, die mit Empfehlungsalgorithmen |
| 249 | arbeiten, wird aber die Bevorzugung bestimmter |
| 250 | Marktteilnehmer, die grundsätzlich mit einer Benachteiligung |
| 251 | anderer einhergeht, schwer nachzuweisen sein, da die |
| 252 | betreffenden Unternehmen die genaue Funktionsweise ihrer |
| 253 | Algorithmen nicht offenlegen. Auch eine Auswirkung auf die |
| 254 | Preise, die meist der Hauptgrund für ein |
| 255 | wettbewerbssicherndes Eingreifen des Staates ist, wird in |
| 256 | diesem Fall kaum je nachzuweisen sein. Wie aber soll eine |
| 257 | Wettbewerbsregulierung aussehen, die den Markt, den sie |
| 258 | regulieren soll, nicht kennt, weil er auf einer privaten |
| 259 | Plattform stattfindet, deren Architektur nicht offengelegt |
| 260 | wird, ja gar als Geschäftsgeheimnis des proprietären |
| 261 | Anbieters gilt? Hier stellt sich ganz grundsätzlich die |
| 262 | Frage, ob die Mechanismen der Wettbewerbsregulierung in der |
| 263 | digitalen Welt noch so funktionieren können wie auf den |
| 264 | alten Märkten. |
| 265 | |
| 266 | |
| 267 | |
| 268 | Bitte beachten Sie auch |
| 269 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - |
| 270 | Teil 2 (Contentfarmen) und |
| 271 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - |
| 272 | Teil 3 (Börse) |
Der Text verglichen mit der Originalversion
| 1 | Zum Gliederungspunkt 2.2.1 Auswirkungen der Digitalisierung |
| 2 | auf die Wirtschaft: Dieser Gliederungspunkt umfasst im |
| 3 | Arbeitsprogramm mehrere Spiegelstriche mit verschiedenen |
| 4 | Aspekten. Zu den Punkten Digitalisierung als |
| 5 | Produktionsfaktor, Rolle von Algorithmen etwa beim |
| 6 | Börsenhandel, bei den Empfehlungen von Handelsportalen, in |
| 7 | der Kreativwirtschaft (Contentfarmen) hat sich die |
| 8 | Projektgruppe in ihrer Sitzung vom 21.11.2011 auf den |
| 9 | folgenden Text verständigt: |
| 10 | |
| 11 | |
| 12 | Recommendation Algorithmen, Contentfarmen, Börse |
| 13 | Eine der wichtigsten Entwicklungen des digitalen Wandels |
| 14 | besteht in dem Bedeutungszuwachs von Algorithmen. In immer |
| 15 | mehr Lebensbereichen nehmen Computer Menschen Entscheidungen |
| 16 | ab. Dies hat nicht nur die Konsequenz, dass immer mehr |
| 17 | Menschen einen Kontrollverlust beklagen (oder begrüßen, |
| 18 | jedenfalls aber empfinden), sondern auch die Folgen für die |
| 19 | Wirtschaft sind beträchtlich. Es entstehen neue Märkte, die |
| 20 | sich von jenen der analogen Welt deutlich unterscheiden. Wie |
| 21 | werden diese Märkte reguliert? Sind traditionelle |
| 22 | Mechanismen der Wettbewerbsregulierung auf die neuen |
| 23 | information economies noch anwendbar? In welchem Verhältnis |
| 24 | stehen sie zur aufs Internet nur schwer übertragbaren |
| 25 | bisherigen Medienregulierung? Wenn das Funktionieren ganzer |
| 26 | Märkte in immer größerem Maße von privatwirtschaftlich |
| 27 | kontrollierten Algorithmen abhängig ist, wie kann eine |
| 28 | sinnvolle Marktregulierung dann überhaupt aussehen? |
| 29 | |
| 30 | Der Einfluss von Algorithmen auf das Marktgeschehen als |
| 31 | Ganzes wird leider noch oft unterschätzt. In dem |
| 32 | nachfolgenden Kapitel soll deshalb vertiefend auf drei |
| 33 | Bereiche eingegangen werden, in denen dieser Einfluss |
| 34 | besonders plastisch nachgewiesen werden kann. Es geht dabei |
| 35 | um die Empfehlungen von Handels- und Contentportalen, die |
| 36 | Inhalte sogenannter Contentfarmen sowie den automatisierten |
| 37 | Hochgeschwindigkeitshandel der Aktienmärkte. |
| 38 | |
| 39 | |
| 40 | 1. Recommendation Algorithmen |
| 41 | |
| 42 | Bekanntlich arbeiten Online-Shops wie Amazon oder |
| 43 | Contentportale wie YouTube mit automatischen Empfehlungen. |
| 44 | Kunden bzw. Nutzern sollen Produkte bzw. Inhalte empfohlen |
| 45 | werden, für die sie sich mutmaßlich interessieren. So soll |
| 46 | ihr Interesse angeregt werden, was zu weiteren Käufen oder |
| 47 | zu einem längeren Verbleib auf der Angebotsseite führen |
| 48 | kann. |
| 49 | Solche Empfehlungen werden seit Mitte der 90er Jahre von |
| 50 | Recommendation Algorithms erstellt, welche mittlerweile sehr |
| 51 | komplex sind. Dennoch lassen sich zwei Grundfunktionen |
| 52 | unterscheiden, nämlich collaborative filtering und content |
| 53 | filtering. Beim collaborative filtering werden zur |
| 54 | Erstellung der Empfehlungen user mit anderen usern |
| 55 | verglichen: user, die Buch A kauften, kauften auch Buch B. |
| 56 | Beim content filtering wird content mit anderem content |
| 57 | verglichen: Sie haben Fußballvideo A gesehen, vielleicht |
| 58 | interessiert Sie auch Fußballvideo B. |
| 59 | |
| 60 | Collaborative filtering kann mit zunehmender Zahl der Nutzer |
| 61 | sehr rechenaufwändig werden und somit zu einer nicht mehr |
| 62 | akzeptablen Verlangsamung des Dienstes führen. Man kann dann |
| 63 | zu komplexitätsreduzierenden Mitteln greifen und etwa die |
| 64 | Kunden anhand von Cluster Models in verschiedene Segmente |
| 65 | einteilen, was offline geschehen kann. Wie jede |
| 66 | Komplexitätsreduktion bleibt allerdings auch diese nicht |
| 67 | frei von Qualitätsverlusten, die Empfehlungen werden also |
| 68 | schlechter. |
| 69 | |
| 70 | Amazon hat darauf mit seinem Item-to-item-Algorithmus eine |
| 71 | Antwort gefunden und sie sich bereits 2001 patentieren |
| 72 | lassen [FN: |
| 73 | http://www.google.com/patents/about/6266649_Collaborative_re |
| 74 | commendations_us.html?id=NIAIAAAAEBAJ]: „The service |
| 75 | generates the recommendations using a previously-generated |
| 76 | table which maps items to lists of ‚similar‘ items. The |
| 77 | similarities reflected by the table are based on the |
| 78 | collective interests of the community of users.” Ein großer |
| 79 | Vorteil des Systems besteht darin, dass die aufwändigste |
| 80 | Rechenoperation, die Erstellung der Tabellen, offline |
| 81 | vorgenommen werden kann. Sie setzt allerdings voraus, dass |
| 82 | der zu vergleichende Content möglichst vollständig mit |
| 83 | sauberen Metadaten versehen ist. |
| 84 | |
| 85 | Dies ist beispielsweise bei YouTube oft nicht der Fall, da |
| 86 | es sich hier zu großen Teilen um ugc handelt. YouTube setzte |
| 87 | deshalb zunächst auf ein collaborative-filtering-System, das |
| 88 | die Ingenieure 2008 in einem Whitepaper beschrieben haben. |
| 89 | [FN: http://research.google.com/pubs/archive/34407.pdf ] Der |
| 90 | als „adsorption algorithm“ beschriebene Mechanismus ist |
| 91 | graphbasiert und bildet das Verhältnis von usern zu Videos |
| 92 | etwa so ab wie ein U-Bahn-Plan. Die Haltestellen der |
| 93 | Knotenpunkte, an denen sich verschiedene Linien treffen, |
| 94 | wären in diesem Bild die Videos, während die Linien selbst |
| 95 | das Kundenverhalten abbilden. So wie Haltestellen in der |
| 96 | U-Bahn unterschiedlich weit voneinander entfernt liegen, |
| 97 | liegen einige Videos dem jeweiligen user sehr nahe, andere |
| 98 | weniger. „Empfohlen“ werden sowohl nahe als auch entfernte. |
| 99 | Welche der weit entfernten und somit vom Standpunkt des |
| 100 | Betrachter aus schlecht vernetzten Videos dem Nutzer |
| 101 | vorgeschlagen werden, wird mit Hilfe einer Zufallsoperation |
| 102 | errechnet, einem sogenannten Random Walk. Der Algorithmus |
| 103 | wandert gewissermaßen das Liniennetz entlang und hält an |
| 104 | einem zufälligen Knotenpunkt an. Schaut der user das |
| 105 | empfohlene Video daraufhin tatsächlich an, entsteht eine |
| 106 | direkte Beziehung, die es vorher nicht gab, und das |
| 107 | entsprechende usergenerierte Signal kann wiederum für |
| 108 | zukünftige Empfehlungen ausgewertet werden. |
| 109 | |
| 110 | Man mag hier eine gewisse Verwandtschaft zum in der Google |
| 111 | Suche verwendeten PageRank erkennen, welcher ebenfalls auf |
| 112 | einem Netz von Verweisen basiert. In der Google-Suche |
| 113 | erscheinen bekanntlich häufig verlinkte Seiten besonders |
| 114 | weit oben in der Trefferliste. Allerdings ist YouTube keine |
| 115 | Suchmaschine und wird auch ganz anders genutzt. Während eine |
| 116 | Suchmaschine zum gezielten Auffinden von Informationen dient |
| 117 | , besuchen Nutzer Videoportale häufig, um unterhalten zu |
| 118 | werden. Dabei kann es eher schädlich sein, wenn das |
| 119 | „Programm“ sich von einem Video zum nächsten immer ähnelt |
| 120 | und nie etwas Überraschendes passiert. Tatsächlich suchen |
| 121 | user bei YouTube unspezifisch nach „Lustigen Videos“ [FN: |
| 122 | http://www.nytimes.com/2009/12/31/technology/internet/31tube |
| 123 | .html ], und im Jahr 2010 basierten 60% aller von der |
| 124 | Homepage aus getätigten Klicks auf automatischen |
| 125 | Empfehlungen. [FN: |
| 126 | http://dl.acm.org/citation.cfm?id=1864770] |
| 127 | |
| 128 | Angesichts dieser Erkenntnisse hat YouTube versucht, besser |
| 129 | auf einen „unarticulated want“ seiner Nutzer zu reagieren |
| 130 | und „to keep users entertained and engaged“. Die Zitate |
| 131 | entstammen einem Whitepaper von 2010, als die Entwickler auf |
| 132 | einer Konferenz ihren neuen Algorithmus vorgestellt haben. |
| 133 | [FN: http://dl.acm.org/citation.cfm?id=1864770] Das YouTube |
| 134 | Recommendation System basiert demzufolge im Grundsatz nicht |
| 135 | mehr auf collaborative filtering, sondern auf einer |
| 136 | Kombination von content filtering mit direkten |
| 137 | user-Signalen. Es handelt sich also um eine Kombination aus |
| 138 | co-visitation counts (welche Videos werden häufig „zusammen“ |
| 139 | angesehen, also nacheinander vom selben user angeklickt?) |
| 140 | mit Input-Daten (user-Bewertungen, Likes, Kanal-Abonnements |
| 141 | etc.) „Overall we find that co-visitation based |
| 142 | recommendation performs at 207% of the baseline Most View |
| 143 | page“, resümieren die Entwickler. Tatsächlich ist 2010 auch |
| 144 | eine wissenschaftliche Arbeit zu dem Schluss gekommen, dass |
| 145 | die Bereicherung des Adsorption-Algorithmus mit |
| 146 | content-basierten Vergleichen zu einer höheren Qualität der |
| 147 | automatischen Empfehlungen führen würde. Leider stand dem |
| 148 | Autor jedoch der Datenpool von YouTube nicht zur |
| 149 | Verfügung.[FN: |
| 150 | http://www.springerlink.com/content/uj162u3549218753/] |
| 151 | |
| 152 | Welche gesellschaftliche Relevanz haben |
| 153 | Empfehlungsalgorithmen? Während Targeting bei Online-Shops |
| 154 | schlimmstenfalls zu einer Belästigung der user führen kann, |
| 155 | stellt sich die Sache bei Content-Portalen anders dar. Dass |
| 156 | diese in der Regel nicht redaktionell betreut werden, wird |
| 157 | bisweilen als Befreiung von der Bevormundung durch |
| 158 | Redakteure und Content-Manager gesehen, als Ermächtigung der |
| 159 | user/produser. Während die Welt der Massenmedien eine |
| 160 | hierarchisch kontrollierte gewesen sei, habe online jeder |
| 161 | die Möglichkeit, eigenen Content zu publizieren und dafür |
| 162 | Aufmerksamkeit zu gewinnen. Im Bereich der Unterhaltung |
| 163 | entspricht dem der Glaube, es könne heutzutage jeder ein |
| 164 | Publikum finden. Obwohl indes der digitale Wandel in diesem |
| 165 | Sinne unbestreitbar Chancen eröffnet hat, wäre es naiv, den |
| 166 | Einfluss der Algorithmen auf die Auswahl des wahrgenommenen |
| 167 | Contents zu unterschätzen. |
| 168 | |
| 169 | Offenbar stellen sich Fragen der Chancengleichheit. Wie |
| 170 | reagieren Empfehlungsalgorithmen, wenn ihnen nicht genügend |
| 171 | Daten zur Verfügung stehen, beispielsweise weil es sich um |
| 172 | einen neuen user handelt? Die Antwort verblüfft wenig: Sie |
| 173 | empfehlen ein Potpourri aus besonders populärem Content. |
| 174 | Populärer Content hat also durch diese Algorithmen die |
| 175 | Chance, noch populärer zu werden, während unpopulärer |
| 176 | Content es schwerer hat, sich durchzusetzen. Der Effekt kann |
| 177 | zusätzlich verstärkt werden. So hat Steven Wittens mit |
| 178 | empirischen Tests, rückgreifend auf das Application |
| 179 | Programming Interface von YouTube, herausgefunden, dass das |
| 180 | Portal zwar bisweilen unpopulären Content als „nächstes |
| 181 | Video“ empfiehlt, wenn zuvor ein besonders populärer Content |
| 182 | angeboten wurde, jedoch so gut wie nie umgekehrt. [FN: |
| 183 | http://www.strutta.com/blog/blog/six-degrees-of-youtube] |
| 184 | Folglich haben schon von vornherein nicht alle Videos |
| 185 | dieselbe Chance gesehen zu werden, woraus folgt, dass auch |
| 186 | nicht alle dieselbe Chance haben, bewertet oder empfohlen zu |
| 187 | werden. |
| 188 | |
| 189 | Offenbar verstärkt die Technik, die von solchen Portalen |
| 190 | eingesetzt wird, im kulturellen Leben einen Stareffekt: Wer |
| 191 | schon viel Aufmerksamkeit bekommt, bekommt durch die Portale |
| 192 | zusätzliche Unterstützung. Wer wenig Publikum hat, wird |
| 193 | zusätzlich ausgeblendet. Entsprechend ist es kein Zufall, |
| 194 | dass die meisten der sogenannten „YouTube-Stars“, die in |
| 195 | letzter Zeit im Musikbereich von sich reden gemacht haben, |
| 196 | zunächst mit Coverversionen bekannter Hits Aufmerksamkeit |
| 197 | erregten. Dass user aus Neugier eher auf eine Coverversion |
| 198 | eines schon bekannten Musiktitels klicken als auf ein |
| 199 | unbekanntes Original, spielt dabei sicher eine Rolle. Der |
| 200 | eigentliche Grund ist jedoch, dass der |
| 201 | Empfehlungsalgorithmus, der für einen hohen Anteil der |
| 202 | Aufmerksamkeit verantwortlich ist, grundsätzlich solchen |
| 203 | Content bevorzugt, der sich an bereits existierenden und |
| 204 | möglichst populären Content anschließt. Umgekehrt |
| 205 | ausgedrückt: Originalität, Neuigkeit wird von |
| 206 | Empfehlungsalgorithmen abgestraft. |
| 207 | |
| 208 | Was ein rein technischer Effekt ist, könnte, so man YouTube |
| 209 | als marktbeherrschend ansieht, ein wettbewerbsrechtliches |
| 210 | Problem darstellen. Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung |
| 211 | entsprechender Portale für das kulturelle Leben und die |
| 212 | öffentliche Meinungsbildung stellt es zudem ein |
| 213 | Transparenzproblem dar. Für viele Nutzer geht von |
| 214 | Contentportalen, die nicht redaktionell betreut werden, noch |
| 215 | immer die Suggestion aus, es handele sich um einen |
| 216 | ungefilterten Bereich der Öffentlichkeit. Dem ist nicht so. |
| 217 | Welche Bewertungen oder Tags beispielsweise zu einem |
| 218 | Herabsetzen des Contents im Ranking der Empfehlungen führen, |
| 219 | wissen wir genauso wenig, wie wir die Kriterien kennen, nach |
| 220 | denen Suchmaschinen ihre Ergebnislisten filtern. |
| 221 | |
| 222 | Das Phänomen der YouTube-Stars mag man für genauso |
| 223 | irrelevant halten wie die zielgerichtete Werbung der |
| 224 | Online-Shops. Es ist jedoch ohne Weiteres denkbar, |
| 225 | recommendation algorithms auch bei Nachrichtenseiten |
| 226 | einzusetzen. Der user würde dann stets solche Nachrichten zu |
| 227 | sehen bekommen, die jenen ähneln, für die er sich bei |
| 228 | früheren Besuchen der entsprechenden Seite interessiert hat. |
| 229 | Diese Perspektive hat Eli Pariser als Filter Bubble |
| 230 | [http://www.thefilterbubble.com/] beschrieben. Dass sie |
| 231 | eintreffen wird, ist nicht unwahrscheinlich: Während die |
| 232 | Auflagen von Zeitungen zunehmend sinken, werden Portale wie |
| 233 | YouTube oder Google News zunehmend zu den wichtigsten |
| 234 | Informationsquellen. Anders als in der traditionellen |
| 235 | Medienlandschaft gibt es jedoch keinen Presserat, der über |
| 236 | sie wacht. Ihre Algorithmen bleiben geheim, genießen sogar |
| 237 | patentrechtlichen Schutz. |
| 238 | |
| 239 | Es stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob die |
| 240 | klassischen Mechanismen wirtschaftlicher Regulierung noch |
| 241 | ausreichen, inwiefern also die klassische |
| 242 | wettbewerbsrechtliche Regulierung im Hinblick auf |
| 243 | Content-Empfehlungen noch die Funktion erfüllt, eine |
| 244 | gleichberechtigte Marktteilnahme aller Konkurrenten zu |
| 245 | garantieren. Monopolistische Tendenzen oder unfaires, |
| 246 | wettbewerbsfeindliches Marktverhalten werden in der Regel |
| 247 | nur adressiert, wenn sie erkannt und nachgewiesen werden |
| 248 | können. Bei Contentportalen, die mit Empfehlungsalgorithmen |
| 249 | arbeiten, wird aber die Bevorzugung bestimmter |
| 250 | Marktteilnehmer, die grundsätzlich mit einer Benachteiligung |
| 251 | anderer einhergeht, schwer nachzuweisen sein, da die |
| 252 | betreffenden Unternehmen die genaue Funktionsweise ihrer |
| 253 | Algorithmen nicht offenlegen. Auch eine Auswirkung auf die |
| 254 | Preise, die meist der Hauptgrund für ein |
| 255 | wettbewerbssicherndes Eingreifen des Staates ist, wird in |
| 256 | diesem Fall kaum je nachzuweisen sein. Wie aber soll eine |
| 257 | Wettbewerbsregulierung aussehen, die den Markt, den sie |
| 258 | regulieren soll, nicht kennt, weil er auf einer privaten |
| 259 | Plattform stattfindet, deren Architektur nicht offengelegt |
| 260 | wird, ja gar als Geschäftsgeheimnis des proprietären |
| 261 | Anbieters gilt? Hier stellt sich ganz grundsätzlich die |
| 262 | Frage, ob die Mechanismen der Wettbewerbsregulierung in der |
| 263 | digitalen Welt noch so funktionieren können wie auf den |
| 264 | alten Märkten. |
| 265 | |
| 266 | |
| 267 | |
| 268 | Bitte beachten Sie auch |
| 269 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - |
| 270 | Teil 2 (Contentfarmen) und |
| 271 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - |
| 272 | Teil 3 (Börse) |
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