1 | Der Gliederungspunkt 2.2.1 umfasst im Arbeitsprogramm |
2 | mehrere Spiegelstriche mit verschiedenen Aspekten. Zu den |
3 | Punkten Digitalisierung als Produktionsfaktor, Rolle von |
4 | Algorithmen etwa beim Börsenhandel, bei den Empfehlungen |
5 | von Handelsportalen, in der Kreativwirtschaft |
6 | (Contentfarmen) hat sich die Projektgruppe in ihrer Sitzung |
7 | vom 21.11.2011 auf den folgenden Text verständigt: |
8 | |
9 | |
10 | (Bitte beachten Sie auch |
11 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft und |
12 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - |
13 | Teil 2) |
14 | |
15 | |
16 | 3. Börse |
17 | |
18 | „Vorstellbar wäre sogar, dass alle Handelsteilnehmer ihre |
19 | Aufträge von Algorithmen abarbeiten lassen.“ |
20 | (Frank Gerstenschläger, Vorstand Kassamarkt der Deutsche |
21 | Börse AG, FAZ 16.04.2009 [FN: |
22 | http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/im-gespraech-fran |
23 | k-gerstenschlaeger-vorstand-kassamarkt-der-deutsche-boerse-a |
24 | g-das-boersenparkett-wird-bestehen-bleiben-1781458.html ]) |
25 | |
26 | Während der Handel auf den Aktienmärkten |
27 | traditionellerweise von Händlern betrieben wurde, die |
28 | Kaufs- und Verkaufsaufträge zunächst per Zuruf, später per |
29 | Mausklick zur Ausführung brachten, sind mittlerweile große |
30 | Teile des Börsenhandels automatisiert. Im Rahmen des |
31 | sogenannten Algo-Tradings, des Hochgeschwindigkeitshandels, |
32 | sind es Computer, die auf der Grundlage von Algorithmen |
33 | „Entscheidungen“ über Käufe und Verkäufe von Aktien |
34 | treffen. Während im Jahr 2007 nur 50% des weltweiten |
35 | Aktienhandels auf den Hochgeschwindigkeitshandel entfielen |
36 | [FN: |
37 | http://www.zew.de/de/presse/1429/algo-trading-birgt-risiken- |
38 | fuer-die-stabilitaet-der-finanzmaerkte ], waren es im Jahr |
39 | 2009 bereits 70%. [FN: |
40 | http://www.themistrading.com/article_files/0000/0475/THEM_-- |
41 | _Why_Institutional_Investors_Should_Be_Concerned_About_High_ |
42 | Frequency_Traders_--_Final.pdf ] Für das deutsche |
43 | Handelssystem Xetra geht man im Jahr 2011 von einem 60%igen |
44 | Anteil aus. [FN: |
45 | http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_554502] Der |
46 | hohe Anteil des Algotradings am Gesamthandel wird als eine |
47 | Gefahr für die Stabilität der Aktienmärkte gesehen. Einer |
48 | im April 2010 veröffentlichten Befragung des Mannheimer |
49 | Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zufolge |
50 | vermuten 68% der Finanzmarktexperten einen negativen bis |
51 | sehr negativen Einfluss auf die Stabilität der |
52 | Finanzmärkte. [FN: ZEW Finanzmarktreport 18. Jg. April |
53 | 2010, S. 3.] |
54 | |
55 | Wie Algotrading funktioniert, haben Sal L. Arnuk und Joseph |
56 | Saluzzi im Dezember 2008 in einem vielbeachteten Whitepaper |
57 | erklärt. [FN: |
58 | http://www.themistrading.com/article_files/0000/0348/Toxic_E |
59 | quity_Trading_on_Wall_Street_12-17-08.pdf ] Institutionelle |
60 | Anleger, etwa Fonds oder Banken, kaufen oder verkaufen, |
61 | wenn sie Investitionsentscheidungen treffen, typischerweise |
62 | nicht nur eine Handvoll Aktien, sondern große Volumina. |
63 | Händler geben diese Aufträge in ein automatisiertes |
64 | Handelssystem ein. Um eine Order erfolgreich und möglichst |
65 | günstig ausführen zu können, wird sie in mehrere kleine |
66 | Teile aufgesplittet. Solche Orders sind daran zu erkennen, |
67 | dass sie typischerweise Volumina von 100 oder 500 Stück |
68 | umfassen. Wenn also ein Handelssystem von einem |
69 | institutionellen Anleger den Auftrag erhält, eine große |
70 | Menge Aktien zu einem Preis von bis zu 20,05 Euro zu |
71 | erwerben, platziert dieses möglicherweise zunächst eine |
72 | Kauforder für nur 100 Aktien. Gelingt es, diese zu einem |
73 | Stückpreis von 20,00 Euro zu erwerben, so platziert das |
74 | System als nächstes eine Kauforder für 500 Stück. Ein |
75 | Hochgeschwindigkeitsrechner kann hieran automatisch |
76 | erkennen, dass es sich um einen großen Kaufauftrag eines |
77 | institutionellen Anlegers handelt, der „scheibchenweise“ |
78 | ausgeführt werden soll. Bevor der Investor damit fortfahren |
79 | kann, platziert der Hochgeschwindigkeitsrechner ein |
80 | Kaufangebot für 100 Stück zum Preis von 20,01 Euro. Da er |
81 | kurzfristig mehr bietet als der institutionelle Anleger, |
82 | werden die Verkäufer die Aktien an ihn verkaufen statt an |
83 | jenen. Geschieht dies, platziert der |
84 | High-Frequency-Trading-Algorithmus als nächstes ein |
85 | Verkaufsangebot zum Preis von 20,01 Euro und verkauft die |
86 | Aktien an den institutionellen Investor weiter. Dieser hat |
87 | also einen Cent pro Aktie mehr gezahlt als er ohne Zutun |
88 | des HFT-Algos hätte zahlen müssen, während der |
89 | HFT-Algorithmus zum gleichen Preis gekauft und verkauft |
90 | hat. Er hat trotzdem einen Gewinn gemacht, weil der |
91 | Handelsplatz, der an jeder Transaktion Gebühren verdient, |
92 | ihm einen Rabatt von beispielsweise einem Viertel Cent |
93 | gewährt. |
94 | |
95 | Als besonders problematisch gilt der sogenannte |
96 | „Raubtieralgorithmus“. Dabei nutzt der HFT-Algo die oben |
97 | beschriebene Methode, um eine Order als die eines |
98 | institutionellen Anlegers zu identifizieren. Unter |
99 | Ausnutzung seines Liquiditätsrabatts treibt er den Preis |
100 | schrittweise in die Höhe, bis er das vom institutionellen |
101 | Anleger gesetzte Limit erreicht hat. Zu diesem Preis |
102 | vollzieht er dann einen Leerverkauf, im Wissen, dass der |
103 | Kurs mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder fallen wird. |
104 | Sobald dies geschieht, covert er. Innerhalb weniger |
105 | Sekunden können auf diese Weise starke Kursschwankungen |
106 | entstehen. |
107 | |
108 | Eine weitere beachtenswerte Tradingmethode im HFT-Handel |
109 | ist das Pinging. Es beruht auf der |
110 | Immediate-or-cancel-Systematik, also der Möglichkeit, |
111 | Orders zu platzieren und sie, so sie nicht ausgeführt |
112 | werden, sofort wieder zu annulieren. Die HFT-Algos können |
113 | dies im Bruchteil von Sekunden vollziehen. So sind sie in |
114 | der Lage, versteckte Limits institutioneller Anleger |
115 | auszutesten. Ein institutioneller Anleger ist |
116 | beispielsweise bereit, Aktien zu einem Preis von bis zu |
117 | 20,03 Euro zu erwerben, bietet jedoch zunächst nur 20,00 |
118 | Euro. Der HFT-Algorithmus identifiziert diese Order nach |
119 | der eingangs beschriebenen Methode als die eines |
120 | institutionellen Anlegers. Alsdann platziert er eine |
121 | Verkaufsorder zum Preis von beispielsweise 20,05 Euro. Da |
122 | kein Verkauf zustande kommt, cancelt er die Order und |
123 | platziert als nächstes ein Verkaufsangebot von 20,04 Euro. |
124 | Wiederum erfolgt keine Reaktion. Der Algorithmus geht auf |
125 | 20,03 Euro, und diesmal wird die Order ausgeführt. Der |
126 | HFT-Algorithmus kennt nun das Oberlimit des |
127 | institutionellen Anlegers. Er wendet sich nun wieder dem |
128 | Markt zu und überbietet dort den institutionellen Anleger |
129 | um einen Cent, kauft also für 20,01 Euro weitere Aktien |
130 | auf, um sie dem institutionellen Anleger für 20,03 Euro |
131 | weiterzuverkaufen. |
132 | |
133 | Sämtliche dieser Tradingmethoden gehen auf Kosten der |
134 | institutionellen Anleger, da sie darauf basieren, einen |
135 | Preis künstlich in die Höhe zu treiben, von einem |
136 | Liquiditätsrabatt zu profitieren und/oder einen |
137 | Geschwindigkeitsvorsprung auszunutzen. Es handelt sich also |
138 | um keine nachhaltige Handelsstrategie. Die ursprüngliche |
139 | Rechtfertigung für das Zulassen solchen Handelns besteht in |
140 | einem vermeintlichen Liquiditätszuwachs. Eine Steigerung |
141 | der Handelsvolumina, wie sie durch HFT unzweifelhaft |
142 | bewirkt werden, wird traditionell als Gewinn an Stabilität |
143 | verstanden, da man davon ausgeht, dass umso mehr Liquidität |
144 | am Markt ist, je mehr gehandelt wird. Dies ist jedoch ein |
145 | Trugschluss. Die für den traditionellen Handel geltende |
146 | Logik lässt sich auf das algorithmenbasierte HFT gerade |
147 | nicht übertragen, da die Hochleistungsrechner im Fall von |
148 | Verlusten dem Markt ihre Liquidität jederzeit wieder |
149 | entziehen. Statt Märkte zu stabilisieren, führt HFT deshalb |
150 | zu einer Destabilisierung des Finanzsystems. |
151 | |
152 | Warum das so ist, wird verständlich, wenn man sich die |
153 | Kettenreaktion ansieht, die im Falle eines nicht |
154 | auszuschließenden Scheiterns der oben beschriebenen |
155 | Tradingstrategien entsteht. Bleiben wir beim Beispiel des |
156 | durch Pinging hochgepushten Kurses. Der letztendliche |
157 | Erfolg dieser Strategie hängt allein davon ab, ob es dem |
158 | HFT gelingt, die zum Zwecke des Weiterverkaufs an den |
159 | institutionellen Anleger erworbenen Aktienvolumina |
160 | tatsächlich zu verkaufen. Es kann nicht ausgeschlossen |
161 | werden, dass der HFT zu viele Aktien erworben hat und nicht |
162 | alle zum erstrebten Preis absetzen kann. Automatisch wird |
163 | er sein Verkaufsangebot dann schrittweise reduzieren. |
164 | Bietet der Markt keine entsprechende Nachfrage, kann es zu |
165 | schnellen Kursstürzen, jedenfalls aber zu starken |
166 | Kursschwankungen kommen. Da institutionelle und |
167 | Kleinanleger auf die von ihnen gehaltenen Positionen in der |
168 | Regel Stop-Loss-Limits gesetzt haben, kommt es bei |
169 | Erreichen dieser Verlustbegrenzung zu massenhaften |
170 | automatischen Verkäufen und damit zu hohen Kapitalverlusten. |
171 | |
172 | Deutlich wurde dies bei dem sogenannten Flash Crash vom 6. |
173 | Mai 2010, als der Dow Jones innerhalb von 25 Minuten um |
174 | 1.000 Punkte abstürzte und dabei Kapitalverluste in Höhe |
175 | von 862 Milliarden Dollar verursachte. Die Aktie von |
176 | Phillip Morris fiel dabei beispielsweise von 49 auf 17 |
177 | Dollar, bevor sie sich wieder „erholte“ und bei 47 Dollar |
178 | stabilisierte. Tausende von Ordern, die mehr als 50% |
179 | unterhalb des vor dem Kurssturz geltenden Kurses ausgeführt |
180 | wurden, stornierten die Handelsplätze nachträglich. |
181 | Bemerkenswert ist, dass die HFT die ihnen zugeschriebene |
182 | Funktion, im Bedarfsfall Liquidität zur Verfügung zu |
183 | stellen, nicht erfüllten, sondern im Gegenteil dem Markt |
184 | zur Begrenzung eigener Verluste Liquidität in hohem Umfang |
185 | entzogen. |
186 | |
187 | Profiteure des HFT sind neben den entsprechenden Firmen vor |
188 | allem die Börsenplätze. Für sie zahlt sich aus, dass HFT |
189 | das Handelsvolumen künstlich in die Höhe treiben, denn die |
190 | Börse verdient an jeder Order Gebühren. Da jeder Kauforder |
191 | eines HFT eine Verkaufsorder eines anderen Marktteilnehmers |
192 | gegenübersteht (und umgekehrt), lohnt es sich für die |
193 | Börse, den HFT Gebühren zu erlassen und ihnen zudem einen |
194 | Liquiditätsrabatt zu gewähren, der es ihnen ermöglicht, |
195 | auch dann noch Gewinne zu machen, wenn sie zum selben Preis |
196 | verkaufen, wie sie gekauft haben. Manche Börsenbetreiber |
197 | gewähren bis zu einem Viertel eines Pennys pro Aktie Rabatt |
198 | an Broker-Dealer, wenn diese eine Order platzieren, |
199 | verdienen aber daran, dass sie dem Gegenpart, der die Order |
200 | zur Ausführung bringt (also dem jeweiligen Käufer bzw. |
201 | Verkäufer) eine höhere Transaktionsgebühr in Rechnung |
202 | stellen. [FN: Johannes Gomolka: Algorithmic Trading. |
203 | Analyse von computergesteuerten Prozessen im |
204 | Wertpapierhandel unter Verwendung der |
205 | Multifaktorenregression. Potsdam: Universitätsverlag |
206 | Potsdam 2010, S. 162.] Dieses sogenannte Maker-Taker-Modell |
207 | ist mittlerweile in Europa ebenso üblich wie in den USA. |
208 | Außerdem verdienen die Börsen an der Vermietung von |
209 | sogenannten Co-Location-Spaces. Da der Erfolg des HFT |
210 | zunehmend von der Geschwindigkeit der Datenübertragung |
211 | abhängt, haben auf diesem Gebiet tätige Handelsfirmen ein |
212 | großes Interesse daran, räumlich so nahe wie möglich an den |
213 | Rechenzentren der Handelsplätze selbst angesiedelt zu sein. |
214 | Die Rede ist hier von der Latency Arbitrage, also vom |
215 | Vorteil, den Handelsfirmen allein aufgrund ihrer besseren |
216 | Datenleitung genießen. Der Latenzvorteil, den die örtliche |
217 | Nähe mit sich bringt, hat rund um die Börsenplätze |
218 | fußballfeldgroße Technikclustern entstehen lassen. Die NYSE |
219 | hat beispielsweise 2009 eine 120 Quadratmeter große |
220 | Colocation in New Jersey und eine weitere bei London bauen |
221 | lassen, zu Kosten von 500 Millionen Dollar. [FN: The Wall |
222 | Street Journal, 30. Juli 2009, |
223 | http://www.efinancialnews.com/story/2009-07-31/nyses-fast-tr |
224 | ade-hub-rises-up-in-new-jersey ] Diese Investitionen |
225 | rentieren sich offenbar aufgrund der Mieteinnahmen, die die |
226 | HFT-Firmen zu zahlen bereit sind. Die Miete rentiert sich |
227 | ihrerseits offenbar aufgrund der dadurch erlangten |
228 | Handelsvorteile. |
229 | |
230 | Nicht zuletzt aber verdienen die Börsen an proprietären |
231 | Datafeeds, die sie an die Betreiber der |
232 | Hochgeschwindigkeitsrechner verkaufen. [FN: |
233 | http://blog.themistrading.com/wp-content/uploads/2010/05/THE |
234 | MIS-Data-Theft-On-Wall-Street-05-11-10.pdf ] Hier bietet |
235 | sich ein Vergleich mit sozialen Netzwerken an: So wie |
236 | Facebook Nutzungsdaten der user sammelt, um sie an |
237 | Werbetreibende zu verkaufen, sammeln die Handelsplätze |
238 | Daten ihrer privaten und institutionellen Kunden und |
239 | verkaufen sie als „Direct Feed“ an die HFT-Firmen. In den |
240 | USA heißen diese direct feeds etwa BATS PITCH oder |
241 | TotalView-ITCH, in Deutschland gibt es den AlphaFlash |
242 | („ultraschnelle Wirtschaftsdaten und Ad-hoc-Nachrichten für |
243 | Algo-Trading-Applikationen“) [FN: |
244 | http://deutsche-boerse.com/dbag/dispatch/de/listcontent/gdb_ |
245 | navigation/mda/200_market_data/500_news_services/Content_Fil |
246 | es/news_services_products/mda_sp_alphaflash.htm ], den High |
247 | Performance Xetra Data Feed („all order book updates on an |
248 | un-netted basis as soon as they occur“ ) sowie verschiedene |
249 | andere Angebote. [FN: |
250 | http://deutsche-boerse.com/dbag/dispatch/en/binary/gdb_conte |
251 | nt_pool/imported_files/public_files/10_downloads/50_informat |
252 | ions_services/10_market_data_dissemination/11_information_pr |
253 | oducts/10_spot_market/CEF_ultra_+_Xetra.pdf] Der Vorteil |
254 | von direct data feeds besteht darin, Orderdaten und |
255 | Volumina der Aufträge von institutionellen und |
256 | Kleinanlegern schon zu kennen, bevor sie auf dem jeweiligen |
257 | Marktplatz platziert werden, um die eigene Tradingstrategie |
258 | darauf ausrichten zu können. Ähnlich wie bei Facebook |
259 | werden bei den gängigen feeds die Daten natürlich in |
260 | anonymisierter Form verkauft, jedoch so, dass sie von den |
261 | Hochleistungsrechnern automatisch ausgewertet werden |
262 | können. So wird es möglich, dass beispielsweise eine |
263 | Kauforder, die eine Bank für einen ihrer Privatkunden in |
264 | das Handelssystem eingibt, noch vor der Platzierung am |
265 | Handelsplatz an einen HFT übermittelt wird, der daraufhin |
266 | ggf. in der oben beschriebenen Weise den Preis hochtreiben |
267 | und die Differenz als Gewinn verbuchen kann. |
268 | |
269 | 65% der vom Mannheimer Zentrum für Europäische |
270 | Wirtschaftsforschung befragten Fachleute halten die |
271 | bisherige gesetzliche Regulierung des |
272 | Hochgeschwindigkeitshandels für unzureichend. [FN: ZEW |
273 | Finanzmarktreport 18. Jg. April 2010, S. 3.] Wie die obige |
274 | Beschreibung gezeigt hat, stellen die in der öffentlichen |
275 | Diskussion besonders präsenten Leerverkäufe nur ein |
276 | Teilproblem dar, und selbst dieses Teilproblem ist im |
277 | Wesentlichen ungelöst. So hat beispielsweise der deutsche |
278 | Gesetzgeber das Verbot von ungedeckten Leerverkäufen stark |
279 | beschränkt, nämlich auf deutsche Aktien und Staatstitel der |
280 | Eurozone sowie Kreditversicherungen auf Staatstitel der |
281 | Eurozone, die keinen Absicherungszwecken dienen, statt ein |
282 | umfassendes Verbot solcher Geschäfte zu beschließen. |
283 | |
284 | Dass die Stabilität der Aktienmärkte für die |
285 | Gesamtwirtschaft eines Landes wie der Weltwirtschaft von |
286 | entscheidender Bedeutung ist, zeigt sich beispielsweise an |
287 | den Versuchen, europäische Volkswirtschaften wie die |
288 | griechische durch sogenannte „Hilfspakete“ vor dem Bankrott |
289 | zu retten. Die Anfälligkeit der internationalen |
290 | Finanzmärkte für Kursstürze und Krisen hängt nicht zuletzt |
291 | mit dem mittlerweile extrem hohen Anteil des Algotradings |
292 | am Gesamthandelsvolumen zusammen. Durch High Frequency |
293 | Trading entsteht die Illusion eines stabilen, gesunden, da |
294 | mit genügend flüssigen Geldmitteln ausgestatteten |
295 | Kapitalmarkts. Tatsächlich hat sich jedoch gezeigt, dass |
296 | gerade High Frequency Trader dem Markt die Liquidität, die |
297 | sie ihm zur Verfügung stellen, jederzeit wieder entziehen, |
298 | um ihre Verluste zu begrenzen. Finanzkrisen haben insofern |
299 | eine Auswirkung auf die Wirtschaft, als die |
300 | „Rettungsaktionen“ nationaler Regierungen letztlich durch |
301 | Steuergelder gegenfinanziert werden müssen. Steigen jedoch |
302 | die Steuern, sinkt der Konsum, was wiederum das |
303 | Wirtschaftswachstum bremst. |
304 | |
305 | |
306 | Bitte beachten Sie auch |
307 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft und |
308 | 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - |
309 | Teil 2 |
1-3 von 3
-
2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - Teil 3 (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegtDiese Version hat keinen Text. -
2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - Teil 3 (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt -
2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - Teil 3 (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt1 3. Börse 2 3 „Vorstellbar wäre sogar, dass alle Handelsteilnehmer ihre 4 Aufträge von Algorithmen abarbeiten lassen.“ 5 (Frank Gerstenschläger, Vorstand Kassamarkt der Deutsche 6 Börse AG, FAZ 16.04.2009 [FN: 7 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/im-gespraech-fran 8 k-gerstenschlaeger-vorstand-kassamarkt-der-deutsche-boerse-a 9 g-das-boersenparkett-wird-bestehen-bleiben-1781458.html ]) 10 11 Während der Handel auf den Aktienmärkten 12 traditionellerweise von Händlern betrieben wurde, die 13 Kaufs- und Verkaufsaufträge zunächst per Zuruf, später per 14 Mausklick zur Ausführung brachten, sind mittlerweile große 15 Teile des Börsenhandels automatisiert. Im Rahmen des 16 sogenannten Algo-Tradings, des Hochgeschwindigkeitshandels, 17 sind es Computer, die auf der Grundlage von Algorithmen 18 „Entscheidungen“ über Käufe und Verkäufe von Aktien 19 treffen. Während im Jahr 2007 nur 50% des weltweiten 20 Aktienhandels auf den Hochgeschwindigkeitshandel entfielen 21 [FN: 22 http://www.zew.de/de/presse/1429/algo-trading-birgt-risiken- 23 fuer-die-stabilitaet-der-finanzmaerkte ], waren es im Jahr 24 2009 bereits 70%. [FN: 25 http://www.themistrading.com/article_files/0000/0475/THEM_-- 26 _Why_Institutional_Investors_Should_Be_Concerned_About_High_ 27 Frequency_Traders_--_Final.pdf ] Für das deutsche 28 Handelssystem Xetra geht man im Jahr 2011 von einem 60%igen 29 Anteil aus. [FN: 30 http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_554502] Der 31 hohe Anteil des Algotradings am Gesamthandel wird als eine 32 Gefahr für die Stabilität der Aktienmärkte gesehen. Einer 33 im April 2010 veröffentlichten Befragung des Mannheimer 34 Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zufolge 35 vermuten 68% der Finanzmarktexperten einen negativen bis 36 sehr negativen Einfluss auf die Stabilität der 37 Finanzmärkte. [FN: ZEW Finanzmarktreport 18. Jg. April 38 2010, S. 3.] 39 40 Wie Algotrading funktioniert, haben Sal L. Arnuk und Joseph 41 Saluzzi im Dezember 2008 in einem vielbeachteten Whitepaper 42 erklärt. [FN: 43 http://www.themistrading.com/article_files/0000/0348/Toxic_E 44 quity_Trading_on_Wall_Street_12-17-08.pdf ] Institutionelle 45 Anleger, etwa Fonds oder Banken, kaufen oder verkaufen, 46 wenn sie Investitionsentscheidungen treffen, typischerweise 47 nicht nur eine Handvoll Aktien, sondern große Volumina. 48 Händler geben diese Aufträge in ein automatisiertes 49 Handelssystem ein. Um eine Order erfolgreich und möglichst 50 günstig ausführen zu können, wird sie in mehrere kleine 51 Teile aufgesplittet. Solche Orders sind daran zu erkennen, 52 dass sie typischerweise Volumina von 100 oder 500 Stück 53 umfassen. Wenn also ein Handelssystem von einem 54 institutionellen Anleger den Auftrag erhält, eine große 55 Menge Aktien zu einem Preis von bis zu 20,05 Euro zu 56 erwerben, platziert dieses möglicherweise zunächst eine 57 Kauforder für nur 100 Aktien. Gelingt es, diese zu einem 58 Stückpreis von 20,00 Euro zu erwerben, so platziert das 59 System als nächstes eine Kauforder für 500 Stück. Ein 60 Hochgeschwindigkeitsrechner kann hieran automatisch 61 erkennen, dass es sich um einen großen Kaufauftrag eines 62 institutionellen Anlegers handelt, der „scheibchenweise“ 63 ausgeführt werden soll. Bevor der Investor damit fortfahren 64 kann, platziert der Hochgeschwindigkeitsrechner ein 65 Kaufangebot für 100 Stück zum Preis von 20,01 Euro. Da er 66 kurzfristig mehr bietet als der institutionelle Anleger, 67 werden die Verkäufer die Aktien an ihn verkaufen statt an 68 jenen. Geschieht dies, platziert der 69 High-Frequency-Trading-Algorithmus als nächstes ein 70 Verkaufsangebot zum Preis von 20,01 Euro und verkauft die 71 Aktien an den institutionellen Investor weiter. Dieser hat 72 also einen Cent pro Aktie mehr gezahlt als er ohne Zutun 73 des HFT-Algos hätte zahlen müssen, während der 74 HFT-Algorithmus zum gleichen Preis gekauft und verkauft 75 hat. Er hat trotzdem einen Gewinn gemacht, weil der 76 Handelsplatz, der an jeder Transaktion Gebühren verdient, 77 ihm einen Rabatt von beispielsweise einem Viertel Cent 78 gewährt. 79 80 Als besonders problematisch gilt der sogenannte 81 „Raubtieralgorithmus“. Dabei nutzt der HFT-Algo die oben 82 beschriebene Methode, um eine Order als die eines 83 institutionellen Anlegers zu identifizieren. Unter 84 Ausnutzung seines Liquiditätsrabatts treibt er den Preis 85 schrittweise in die Höhe, bis er das vom institutionellen 86 Anleger gesetzte Limit erreicht hat. Zu diesem Preis 87 vollzieht er dann einen Leerverkauf, im Wissen, dass der 88 Kurs mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder fallen wird. 89 Sobald dies geschieht, covert er. Innerhalb weniger 90 Sekunden können auf diese Weise starke Kursschwankungen 91 entstehen. 92 93 Eine weitere beachtenswerte Tradingmethode im HFT-Handel 94 ist das Pinging. Es beruht auf der 95 Immediate-or-cancel-Systematik, also der Möglichkeit, 96 Orders zu platzieren und sie, so sie nicht ausgeführt 97 werden, sofort wieder zu annulieren. Die HFT-Algos können 98 dies im Bruchteil von Sekunden vollziehen. So sind sie in 99 der Lage, versteckte Limits institutioneller Anleger 100 auszutesten. Ein institutioneller Anleger ist 101 beispielsweise bereit, Aktien zu einem Preis von bis zu 102 20,03 Euro zu erwerben, bietet jedoch zunächst nur 20,00 103 Euro. Der HFT-Algorithmus identifiziert diese Order nach 104 der eingangs beschriebenen Methode als die eines 105 institutionellen Anlegers. Alsdann platziert er eine 106 Verkaufsorder zum Preis von beispielsweise 20,05 Euro. Da 107 kein Verkauf zustande kommt, cancelt er die Order und 108 platziert als nächstes ein Verkaufsangebot von 20,04 Euro. 109 Wiederum erfolgt keine Reaktion. Der Algorithmus geht auf 110 20,03 Euro, und diesmal wird die Order ausgeführt. Der 111 HFT-Algorithmus kennt nun das Oberlimit des 112 institutionellen Anlegers. Er wendet sich nun wieder dem 113 Markt zu und überbietet dort den institutionellen Anleger 114 um einen Cent, kauft also für 20,01 Euro weitere Aktien 115 auf, um sie dem institutionellen Anleger für 20,03 Euro 116 weiterzuverkaufen. 117 118 Sämtliche dieser Tradingmethoden gehen auf Kosten der 119 institutionellen Anleger, da sie darauf basieren, einen 120 Preis künstlich in die Höhe zu treiben, von einem 121 Liquiditätsrabatt zu profitieren und/oder einen 122 Geschwindigkeitsvorsprung auszunutzen. Es handelt sich also 123 um keine nachhaltige Handelsstrategie. Die ursprüngliche 124 Rechtfertigung für das Zulassen solchen Handelns besteht in 125 einem vermeintlichen Liquiditätszuwachs. Eine Steigerung 126 der Handelsvolumina, wie sie durch HFT unzweifelhaft 127 bewirkt werden, wird traditionell als Gewinn an Stabilität 128 verstanden, da man davon ausgeht, dass umso mehr Liquidität 129 am Markt ist, je mehr gehandelt wird. Dies ist jedoch ein 130 Trugschluss. Die für den traditionellen Handel geltende 131 Logik lässt sich auf das algorithmenbasierte HFT gerade 132 nicht übertragen, da die Hochleistungsrechner im Fall von 133 Verlusten dem Markt ihre Liquidität jederzeit wieder 134 entziehen. Statt Märkte zu stabilisieren, führt HFT deshalb 135 zu einer Destabilisierung des Finanzsystems. 136 137 Warum das so ist, wird verständlich, wenn man sich die 138 Kettenreaktion ansieht, die im Falle eines nicht 139 auszuschließenden Scheiterns der oben beschriebenen 140 Tradingstrategien entsteht. Bleiben wir beim Beispiel des 141 durch Pinging hochgepushten Kurses. Der letztendliche 142 Erfolg dieser Strategie hängt allein davon ab, ob es dem 143 HFT gelingt, die zum Zwecke des Weiterverkaufs an den 144 institutionellen Anleger erworbenen Aktienvolumina 145 tatsächlich zu verkaufen. Es kann nicht ausgeschlossen 146 werden, dass der HFT zu viele Aktien erworben hat und nicht 147 alle zum erstrebten Preis absetzen kann. Automatisch wird 148 er sein Verkaufsangebot dann schrittweise reduzieren. 149 Bietet der Markt keine entsprechende Nachfrage, kann es zu 150 schnellen Kursstürzen, jedenfalls aber zu starken 151 Kursschwankungen kommen. Da institutionelle und 152 Kleinanleger auf die von ihnen gehaltenen Positionen in der 153 Regel Stop-Loss-Limits gesetzt haben, kommt es bei 154 Erreichen dieser Verlustbegrenzung zu massenhaften 155 automatischen Verkäufen und damit zu hohen Kapitalverlusten. 156 157 Deutlich wurde dies bei dem sogenannten Flash Crash vom 6. 158 Mai 2010, als der Dow Jones innerhalb von 25 Minuten um 159 1.000 Punkte abstürzte und dabei Kapitalverluste in Höhe 160 von 862 Milliarden Dollar verursachte. Die Aktie von 161 Phillip Morris fiel dabei beispielsweise von 49 auf 17 162 Dollar, bevor sie sich wieder „erholte“ und bei 47 Dollar 163 stabilisierte. Tausende von Ordern, die mehr als 50% 164 unterhalb des vor dem Kurssturz geltenden Kurses ausgeführt 165 wurden, stornierten die Handelsplätze nachträglich. 166 Bemerkenswert ist, dass die HFT die ihnen zugeschriebene 167 Funktion, im Bedarfsfall Liquidität zur Verfügung zu 168 stellen, nicht erfüllten, sondern im Gegenteil dem Markt 169 zur Begrenzung eigener Verluste Liquidität in hohem Umfang 170 entzogen. 171 172 Profiteure des HFT sind neben den entsprechenden Firmen vor 173 allem die Börsenplätze. Für sie zahlt sich aus, dass HFT 174 das Handelsvolumen künstlich in die Höhe treiben, denn die 175 Börse verdient an jeder Order Gebühren. Da jeder Kauforder 176 eines HFT eine Verkaufsorder eines anderen Marktteilnehmers 177 gegenübersteht (und umgekehrt), lohnt es sich für die 178 Börse, den HFT Gebühren zu erlassen und ihnen zudem einen 179 Liquiditätsrabatt zu gewähren, der es ihnen ermöglicht, 180 auch dann noch Gewinne zu machen, wenn sie zum selben Preis 181 verkaufen, wie sie gekauft haben. Manche Börsenbetreiber 182 gewähren bis zu einem Viertel eines Pennys pro Aktie Rabatt 183 an Broker-Dealer, wenn diese eine Order platzieren, 184 verdienen aber daran, dass sie dem Gegenpart, der die Order 185 zur Ausführung bringt (also dem jeweiligen Käufer bzw. 186 Verkäufer) eine höhere Transaktionsgebühr in Rechnung 187 stellen. [FN: Johannes Gomolka: Algorithmic Trading. 188 Analyse von computergesteuerten Prozessen im 189 Wertpapierhandel unter Verwendung der 190 Multifaktorenregression. Potsdam: Universitätsverlag 191 Potsdam 2010, S. 162.] Dieses sogenannte Maker-Taker-Modell 192 ist mittlerweile in Europa ebenso üblich wie in den USA. 193 Außerdem verdienen die Börsen an der Vermietung von 194 sogenannten Co-Location-Spaces. Da der Erfolg des HFT 195 zunehmend von der Geschwindigkeit der Datenübertragung 196 abhängt, haben auf diesem Gebiet tätige Handelsfirmen ein 197 großes Interesse daran, räumlich so nahe wie möglich an den 198 Rechenzentren der Handelsplätze selbst angesiedelt zu sein. 199 Die Rede ist hier von der Latency Arbitrage, also vom 200 Vorteil, den Handelsfirmen allein aufgrund ihrer besseren 201 Datenleitung genießen. Der Latenzvorteil, den die örtliche 202 Nähe mit sich bringt, hat rund um die Börsenplätze 203 fußballfeldgroße Technikclustern entstehen lassen. Die NYSE 204 hat beispielsweise 2009 eine 120 Quadratmeter große 205 Colocation in New Jersey und eine weitere bei London bauen 206 lassen, zu Kosten von 500 Millionen Dollar. [FN: The Wall 207 Street Journal, 30. Juli 2009, 208 http://www.efinancialnews.com/story/2009-07-31/nyses-fast-tr 209 ade-hub-rises-up-in-new-jersey ] Diese Investitionen 210 rentieren sich offenbar aufgrund der Mieteinnahmen, die die 211 HFT-Firmen zu zahlen bereit sind. Die Miete rentiert sich 212 ihrerseits offenbar aufgrund der dadurch erlangten 213 Handelsvorteile. 214 215 Nicht zuletzt aber verdienen die Börsen an proprietären 216 Datafeeds, die sie an die Betreiber der 217 Hochgeschwindigkeitsrechner verkaufen. [FN: 218 http://blog.themistrading.com/wp-content/uploads/2010/05/THE 219 MIS-Data-Theft-On-Wall-Street-05-11-10.pdf ] Hier bietet 220 sich ein Vergleich mit sozialen Netzwerken an: So wie 221 Facebook Nutzungsdaten der user sammelt, um sie an 222 Werbetreibende zu verkaufen, sammeln die Handelsplätze 223 Daten ihrer privaten und institutionellen Kunden und 224 verkaufen sie als „Direct Feed“ an die HFT-Firmen. In den 225 USA heißen diese direct feeds etwa BATS PITCH oder 226 TotalView-ITCH, in Deutschland gibt es den AlphaFlash 227 („ultraschnelle Wirtschaftsdaten und Ad-hoc-Nachrichten für 228 Algo-Trading-Applikationen“) [FN: 229 http://deutsche-boerse.com/dbag/dispatch/de/listcontent/gdb_ 230 navigation/mda/200_market_data/500_news_services/Content_Fil 231 es/news_services_products/mda_sp_alphaflash.htm ], den High 232 Performance Xetra Data Feed („all order book updates on an 233 un-netted basis as soon as they occur“ ) sowie verschiedene 234 andere Angebote. [FN: 235 http://deutsche-boerse.com/dbag/dispatch/en/binary/gdb_conte 236 nt_pool/imported_files/public_files/10_downloads/50_informat 237 ions_services/10_market_data_dissemination/11_information_pr 238 oducts/10_spot_market/CEF_ultra_+_Xetra.pdf] Der Vorteil 239 von direct data feeds besteht darin, Orderdaten und 240 Volumina der Aufträge von institutionellen und 241 Kleinanlegern schon zu kennen, bevor sie auf dem jeweiligen 242 Marktplatz platziert werden, um die eigene Tradingstrategie 243 darauf ausrichten zu können. Ähnlich wie bei Facebook 244 werden bei den gängigen feeds die Daten natürlich in 245 anonymisierter Form verkauft, jedoch so, dass sie von den 246 Hochleistungsrechnern automatisch ausgewertet werden 247 können. So wird es möglich, dass beispielsweise eine 248 Kauforder, die eine Bank für einen ihrer Privatkunden in 249 das Handelssystem eingibt, noch vor der Platzierung am 250 Handelsplatz an einen HFT übermittelt wird, der daraufhin 251 ggf. in der oben beschriebenen Weise den Preis hochtreiben 252 und die Differenz als Gewinn verbuchen kann. 253 254 65% der vom Mannheimer Zentrum für Europäische 255 Wirtschaftsforschung befragten Fachleute halten die 256 bisherige gesetzliche Regulierung des 257 Hochgeschwindigkeitshandels für unzureichend. [FN: ZEW 258 Finanzmarktreport 18. Jg. April 2010, S. 3.] Wie die obige 259 Beschreibung gezeigt hat, stellen die in der öffentlichen 260 Diskussion besonders präsenten Leerverkäufe nur ein 261 Teilproblem dar, und selbst dieses Teilproblem ist im 262 Wesentlichen ungelöst. So hat beispielsweise der deutsche 263 Gesetzgeber das Verbot von ungedeckten Leerverkäufen stark 264 beschränkt, nämlich auf deutsche Aktien und Staatstitel der 265 Eurozone sowie Kreditversicherungen auf Staatstitel der 266 Eurozone, die keinen Absicherungszwecken dienen, statt ein 267 umfassendes Verbot solcher Geschäfte zu beschließen. 268 269 Dass die Stabilität der Aktienmärkte für die 270 Gesamtwirtschaft eines Landes wie der Weltwirtschaft von 271 entscheidender Bedeutung ist, zeigt sich beispielsweise an 272 den Versuchen, europäische Volkswirtschaften wie die 273 griechische durch sogenannte „Hilfspakete“ vor dem Bankrott 274 zu retten. Die Anfälligkeit der internationalen 275 Finanzmärkte für Kursstürze und Krisen hängt nicht zuletzt 276 mit dem mittlerweile extrem hohen Anteil des Algotradings 277 am Gesamthandelsvolumen zusammen. Durch High Frequency 278 Trading entsteht die Illusion eines stabilen, gesunden, da 279 mit genügend flüssigen Geldmitteln ausgestatteten 280 Kapitalmarkts. Tatsächlich hat sich jedoch gezeigt, dass 281 gerade High Frequency Trader dem Markt die Liquidität, die 282 sie ihm zur Verfügung stellen, jederzeit wieder entziehen, 283 um ihre Verluste zu begrenzen. Finanzkrisen haben insofern 284 eine Auswirkung auf die Wirtschaft, als die 285 „Rettungsaktionen“ nationaler Regierungen letztlich durch 286 Steuergelder gegenfinanziert werden müssen. Steigen jedoch 287 die Steuern, sinkt der Konsum, was wiederum das 288 Wirtschaftswachstum bremst. 289 290 291 Bitte beachten Sie auch 292 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft und 293 2.2.1 Auswirkung der Digitalisierung auf die Wirtschaft - 294 Teil 2 295